Wedge: Like No Tomorrow – Albumreview

Das Berliner Hard-Stoner-Psychedelic-Rock-Trio Wedge glänzt mit seinem dritten Album

Album Nummer drei des Berliner Powertrios um Gitarrist, Sänger sowie Grafikdesigner Kiryk Drewinski mit Drummer Holger Grosser und Bassist/Organist/Pianist David Götz. Wie die beiden Vorgänger erscheint auch dieses wieder auf Heavy Psych Sounds Records, einem Feinschmecker-Label für Freunde von Tönen, zu denen sich lange Haare exzellent rotieren lassen. Nicht so nackenbrechend wie beim Metal, aber durchaus robust bis verträumt abgehoben. Hard-Stoner-Psychedelic-Rock von vorgestern bis zu modernerem Alternative (in Maßen) sind die Felder auf denen sich die drei Hauptstädter austoben, die bereits im Vorprogramm solcher Retrorock-Größen wie Kadavar oder Blues Pills geglänzt haben.

Wedge zwischen Deep Purple und Uriah Heep

Wedge Like No Tomorrow Cover Heavy Psych Sounds Records

Fulminant der leicht an Deep Purple erinnernde Einstieg bei „Computer“ – bei dem, wenn ich das richtig verstanden habe, das Verhältnis zu unserem Lieblingsspielzeug kritisch reflektiert wird. „Playing A Role“ anschließend setzt noch einen drauf, mit treibendem Bass neben herrlich rausgerotzten Garagenrock-Licks. Live sicher ein Fest. Ein bisschen auf die Bremse getreten wird bei Song Nummer drei, „Blood Red Wine“, was nicht zu Lasten der Heaviness geht. Ganz im Gegenteil. David glänzt hier an der Orgel mit Uriah Heep-Gedächtnis-Sounds und hebt den schon recht doomigen Rock der Kollegen damit in schillernde Sphären zwischen Rausch und Erdverbundenheit, was sehr gut zum Songtext passt.

Ein Höhepunkt zum Schluss

Verspielt psychedelisch geht es weiter mit „Across The Water“; ebenso „U’n’I“ etwas später hat das Zeug, einen in andere Sphären zu versetzen. „Queen Of The Night“ bietet anschließend beswingten Hardrock in Glamtradition. Nachdenklicher wie auch melancholisch wird es beim vorletzten „At The Speed Of Life“; ein Song, dem man nur versteht wenn man die Lichter der Endstation bereits deutlich vor sich erahnen kann. „Soldier“ am Ende ist das Highlight der abwechslungsreichen Scheibe, mit knapp neun Minuten Laufzeit das längste Stück der Platte und mit seinem Wechselbad an Tempi und Stimmungen wie geschaffen zum ekstatischen Konzertgenuss.

Wedge Im Rockpalast

Die große Klasse von Wedge offenbart sich vor allem live, auch wenn ihre Studiodreher sehr nahe daran kommen. Im Rockpalast gibt es einen feinen Distanzgig vom letzten Jahr zu bestaunen. Ein interessantes Interview mit Drewinski zu seinem Schaffen als Grafiker mit vielen von ihm gestalteten Flyern kann man bei Rockstage Riot lesen. Wedge haben von dem inzwischen schon wieder recht abgeflachten Retro-Boom im letzten Jahrzehnt nicht genug profitiert, ungerechterweise. Eine klasse Band mit einer sehr gelungenen Tonkonserve zum Jahresstart.

„Like No Tomorrow“ von Wedge erscheint am 15.01.2021 bei Heavy Psych Sounds Records. (Beitragsbild: Pressefoto)

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