We Are Scientists: Lobes – Albumreview

We Are Scientists Credit Dan Monick

We Are Scientists hantieren auf „Lobes“ mit Reagenzgläsern voller Synthesizer, Indie, Techno, Rock und Pop

Nur 14 Monate nach ihrem letzten Album „Huffy“ sind We Are Scientists schon wieder mit neuer Musik zurück. Das New Yorker Duo bestehend aus Keith Murray und Chris Cain veröffentlicht mit „Lobes“ ihr mittlerweile achtes Studioalbum. Bereits der erste Song „Operator Error“ vermittelt unmittelbar das Gefühl, auf einem sommerlichen Festival zu stehen. Mit dominierenden Drums und einem Sound, der ein wenig an frühere The 1975-Hits erinnert, bedienen sie ein Genre, das wohl am besten als eine Mischung aus Indie-Rock und Techno-Pop beschrieben werden kann. Auch der folgende Song „Dispense With Sentiment“ bestätigt den ersten Eindruck, dass sich dieses Album dazu entwickeln wird, gute Laune zu versprühen. Und falls sich schon einmal jemand gefragt hat, wie Cliff Richard mit elektronischen Beats klingen würde, auf diesem Lied kann man die Antwort darauf finden.

Sentimentale Töne und Flügel im Refrain

We Are Scientists Lobes Cover Grönland Records

Obwohl das gesamte Album deutlich weniger organisch klingt als das vorherige, ist es voller Beweise dafür, dass We Are Scientists ihr Handwerk verstehen. So präsentieren sie zum Beispiel auf „Human Ressources“ einen formschönen Refrain, der beinahe Flügel zu bekommen scheint. Gekonnt hindern sie ihn allerdings daran wegzufliegen und zu entgleiten.

„Lucky Just To Be Here“ ist der erste ruhigere Song auf dem Album, der es einem erlaubt, erstmals auch mehr auf den Text zu achten. In der Mitte des Songs wird ein Klimax erreicht, der dann wieder in einer Atemlosigkeit in sich zusammenfällt, bevor dann gut gelaunt festgestellt wird, dass man wirklich einfach nur froh ist, hier zu sein. Es ist der sentimentalste Song, ohne dabei die sehr ausgelassene Grundstimmung auf dem Album zu beeinflussen.

Zwischen Indie-Rock und Techno finden sich auch funky Töne, wie zum Beispiel auf „Settled Accounts“ oder „Less From You“. Auf letztgenanntem Song bekommt man auch endlich die Gelegenheit, Murrays Stimme nahezu ohne Effekte zu hören.

Musikwissenschaftliches Experiment von We Are Scientists

Es ist ein homogenes Album, nur der Song „Parachute“ scheint nicht so wirklich hineinzupassen. Er bricht musikalisch aus, klingt im Instrumental-Teil eher wie das Intro einer amerikanischen Serie und verfolgt keinen wirklichen roten Faden, an dem man sich als Hörer entlanghangeln kann. Nach diesem keinesfalls schlechten, aber etwas unpassenden Lied ist man eher froh, wieder aus dem kleinen Loch, das dieses Lied geschaffen hat, herauszuklettern.

Als wären es nicht schon genug unterschiedliche Musikrichtungen und Genres finden sich auf „Miracle Of 22“ auch noch eine Menge Synthesizer. Bereits auf vorherigen Songs klangen sie immer mal wieder durch, hier sind sie dann aber erstmals wirklich im Vordergrund. Im Gegensatz zu anderen aktuellen Bands, die plötzlich den Synthesizer-Sound für sich entdecken, klingen We Are Scientists dabei nicht nach den 80ern, sondern nach 2023. Eine angenehme Überraschung.

We Are Scientists sind wirklich Wissenschaftler. Auf diesem Album haben sie bewiesen, dass es absolut funktionieren kann, wenn man Reagenzgläser voller Synthesizer, Indie, Techno, Rock und Pop zusammenmischt. Das Ergebnis dieses Experiments ist ein Album, das große Lust auf den Festivalsommer macht.

„Lobes“ von We Are Scientists erscheint am 20.01.2023 bei Grönland Records. (Beitragsbild von Dan Monik)

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