Wayne Graham: Joy! – Album Review

Wayne Graham credit Zachary Curry

Americana-Leisetreter aus Kentucky

Im Gegensatz zum just besprochenen Israel Nash, der die groß angelegte Cosmic-Variante des Americana bevorzugt, sind Wayne Graham Leisetreter dieses Genres. Mexico, das erste in Europa vertriebene Album von Wayne Graham liegt zwei Jahre zurück und war bereits ein dickes Ausrufezeichen, das die Brüder Kenny und Hayden Miles hinterlegt haben. Mit Joy!, dem nunmehr fünften Album ihrer Karriere, knüpft das Duo an den Vorgänger an und hat wieder fast alle Instrumente selbst eingespielt, lediglich Ludwig Bauer (Orgel, Trompete, Klarinette, Bass) und Gitarrist Johannes Till waren sonst noch an den Aufnahmen beteiligt.

Wayne Graham Joy! Cover K & F RecordsElf neue Songs haben die Brüder aus Kentucky für Joy! eingespielt, elf Songs, die das Mark der traditionellen Country-Folk-Musik treffen. J.J. Cale, Wilco und The Band heißen die Orientierungspunkte, aber die Miles-Brüder sind so hervorragende Musiker, dass ein reines Epigonentum nicht zu vernehmen ist. Mit dem dunklen Blues-Schleicher „On My Throne“ beginnt die Platte, ein Track, der von dunklen Zeiten kündet: „Darker days are yet to come / the sun was never meant to shine on everyone“. Fast eine Künstler-Pflichtaufgabe, auf globale Zeitenwenden und deren Mißstände hinzuweisen. Viele Songs auf Joy! Schleichen sich an, auch das wehmütig stimmende „White Rose“ mit seinem filigranen Gitarrenspiel.

Fast alle Tracks sind sehr dezent instrumentiert. Der Titeltrack „Joy!“ hat einen legeren Swing, während „Bloody Mountain“ im Zeitlupentempo im Alternative-Country zwischen The Band und Wilco schwankt. Die düsteren Strophen in „Here“ werden beklemmend gesungen, der Refrain hingegen strahlt poetische Zuversicht aus. Sehr tricky bearbeiten Wayne Graham das Singer-Songwriter-Genre mit „My Tomb“, in dem man in zwei Minuten viele kleine, manchmal versteckte Überraschungen findet.

Ausnahmsweise viel Dynamik legen die Herren im vergleichsweise rockigen, jedenfalls munter vorwärtspreschenden „Two Blade Razor“, doch es bleibt der einzige Ausbruch in die Rockgefilde auf diesem Album, denn in nachfolgenden „Don Williams“ herrscht wieder düstere Stimmung. „Wishbone“ hingegen klingt teilweise wie eine Indie-Pop-Variante von „Sweet Home Alabama“, teilweise wie ein hübscher Wilco-Song. Mit dem verschleppten, sehr sehnsüchtigen „Venetian Blinds“ endet Joy!, und trotz der gedämpften Stimmung hat man viel Spaß an der Musik. Kenny und Hayden Miles haben es einfach drauf. Wunderbare Songwriter, die mit einem ganz starken Album überzeugen.

„Joy!“ von Wayne Graham erscheint am 27.07.2018 bei K&F Records / Broken Silence (Beitragsbild: Wayne Graham by Zachary Curry).

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