Warhaus: Ha Ha Heartbreak – Albumreview

Warhaus Credit Titus Simoens

Warhaus schließt sich für sein neues Album in einem sizilianischen Hotelzimmer ein

Fünf Jahre nach seinem letzten Album tritt Warhaus aka Maarten Devoldere mit „Ha Ha Heartbreak“ wieder in Erscheinung. Ursprünglich geplant als ein intimes Singer/Songwriter-Album mit Akustikgitarre und beinahe geflüsterten Vocals wurde es am Ende doch etwas mehr. Devoldere hat sich drei Wochen lang in einem Hotelzimmer in Palermo eingeschlossen und sowohl die Songs geschrieben als auch erste Demos aufgenommen. Besonders auf dem ersten Song „Open Window“ ist zu hören, dass Produzent Jasper Maekelberg sich entschieden hat, die Gesangsaufnahmen von den Demo-Songs zu übernehmen. Hier ist die Verzweiflung in Devolderes Stimme deutlich zu hören, die sicherlich abhandengekommen wäre, hätte er das Lied mehrmals eingesungen. Das Lied endet mit einem mehr als drei Minuten langen Instrumental-Outro, in dem sich zuerst ein verzweifeltes Piano zu Wort meldet, das dann von Streichern abgelöst wird, um sich dann gemeinsam mit dem Piano immer weiter in die Verzweiflung hineinzusteigern.

Zwischen Percussion, funky Beats und Sondre Lerche

Warhaus Ha Ha Heartbreak Cover Play It Again Sam

Insgesamt dominieren Schlagzeug und Percussion-Elemente, die fast ausnahmslos jedem Song ein volleres Klangbild ermöglichen, als das auf dem Debütalbum „We Fucked A Flame Into Being“ oder dem zweiten Album „Warhaus“ der Fall gewesen ist. So auch auf „When I Am With You“, das einen funky Beat hat und problemlos in einer Bar laufen könnte. Als es gerade beginnt in Bar-Gedudel überzugehen, lässt es einen wieder aufhorchen; die Instrumente verschwinden nach und nach, werden immer leiser, bis nur noch Devolderes Stimme übrig ist, die einen zwingt, genau zuzuhören.

Das schmerzvoll gerufene „how could you baby?“ am Ende des Songs „Time Bomb“ scheint die zentrale Frage des Albums zusammenzufassen. Beschrieben als ein Heartbreak-Album handelt es textlich natürlich viel von genau dem. Herzschmerz. Devoldere schafft es trotzdem, es nicht zu kitschig werden zu lassen. „Time Bomb“ ist allerdings ein Song, der so klingt, als würde er aus der Feder von Sondre Lerche stammen und scheint somit vom Sound eher ein Ausreißer auf dem sonst sehr homogenen Album zu sein.

Am Ende ist es eben doch ein intimes Singer/Songwriter-Album von Warhaus

Immer wieder beschrieben als ein Leonard Cohen seiner Generation bricht er genau dieses Vorurteil über sich selbst in „I’ll Miss You Baby“ auf. Die stimmliche Ähnlichkeit zu Cohen ist nicht zu leugnen, besonders dann nicht, wenn Devoldere, wie so oft, in einer sehr tiefen Tonlage singt. Hier erlaubt er sich eine stimmliche Variation, die überraschend und erfrischend zugleich ist. Die Verzweiflung, die wir in „Open Window“ bereits durchgehört haben, findet hier wieder ihren Weg an die Oberfläche und Devoldere scheint danach mit dem Instrumental-Stück „Mondello’s Melody“ selbst erstmal eine Verschnaufpause zu brauchen.

Mit dem finalen Song „Best I Ever Had“ fasst Maarten Devoldere das treibende Thema des Albums noch einmal zusammen und scheint mit diesem Akustikgitarren-Song auch die ursprüngliche Idee endlich umzusetzen. Trotz der Richtungsänderung während des Albumprozesses fühlt es sich an, als wäre es am Ende genau das geworden, was Devoldere erschaffen wollte. Ein intimes, ehrliches Singer/Songwriter-Album, das nicht kitschig oder schnulzig ist, dafür aber mit Klang und Inhalt überzeugt.

„Ha Ha Heartbreak“ von Warhaus erscheint am 11.11.202 bei Play It Again Sam / PIAS. (Beitragsbild von Titus Simoens)

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