Wanda live in Hamburg 2018 – Konzertreview

Wanda live in Hamburg 2018 Sporthalle by Gérard Otremba

Wanda bringen Amore, Pathos, Rock’n’Roll und beste Stimmung in die Hamburger Sporthalle

Er habe sich beim Masturbieren die Hand gebrochenn, behauptetet Michael Marco Fitzhum, alias Marco Wanda. Das hindert den Sänger der Wiener Band Wanda jedoch nicht, eine intensive Show mit vollem Einsatz abzuliefern. Die gut 5000 Besucher des Wanda-Konzertes am 24.03.2018 in der Hamburger Sporthalle werden zunächst von der auch bei Sounds & Books bereits näher vorgestellten Berliner Band Gurr eingestimmt, die mit ihrem Mix aus Sixties-Power-Pop, Punk- und Alternative-Rock sowie Indie-Pop zu überzeugen weiß. Der Auftritt der österreichischen Vorzeige-Rock-Band Wanda gerät anschließend zum Triumph.

Das Quintett existiert zwar erst seit sechs Jahren und hat seit 2014 drei Alben veröffentlicht, jedoch hat man in den gut neunzig Konzertminuten immer das Gefühl, eine Band vor sich zu haben, die wesentlich länger im Geschäft ist und munter ein Best-Of-Programm präsentiert. Wandas selbsternannter „Pop mit Amore“ funktioniert live von der ersten Minute an. Wie könnte es auch anders sein, schließlich legen die Wanda-Boys gleich mit „Bologna“ los, ihrem Durchbruchshit vom ersten Album Amore, das sie in Österreich auf Platz zwei der Plattencharts brachte. Wanda benötigen also keinen großen Anlauf, um ihre Fans auf Betriebstemperatur zu bringen, die mit dem Schrammelrock von „Luzia“ um ein paar weitere Grade steigt.

Der mächtige, mitunter pathetische Wanda-Rock-Pop lässt einem in den ersten zwanzig Minuten kaum Luft holen und kulminiert in den ersten Songs vom neuen Album Niente („Lieb sein“, „Weiter, weiter“). Doch dann kommen Wanda daher, „machen alles kaputt und spielen ein trauriges Lied“. Ein Stimmungskiller ist „Café Kreisky“ deshalb noch lange nicht, viel zu viel Power legen Wanda in den Song. Immer wieder integriert Marco Wanda das Publikum und lässt es bereits vorab die Texte einzelner Songs schmettern. Aus der Party-Laune ist kein Entkommen, obwohl der Blues-Noir-Rock von „Ich will Schnaps“, das mit einem wüsten Fanal endet, etwas aus dem Rahmen fällt.

Für drei Songs werden Wanda von einem Streich- und Blasquartett begleitet, für das leise, hehre wie sehnsüchtige „Ein letztes Wienerlied“, das folkige „Schottenring“ sowie „Ich sterbe“, mit dem die Wiener am Zenit ihrer Popkunst angelangt sind. Wanda zelebrieren das Pathos, so schön starb sich zuletzt in der Hamburger Sporthalle beim Nick Cave-Konzert vergangenes Jahr. Zum Schluss nochmal eine große, krachende Sause mit „Columbo“, „Bussi Baby“ und „1,2,3,4“, die Stimmung erreicht den Siedepunkt. Wanda haben Hamburg Amore gebracht, Hamburg hat mit Amore erwidert. Was kann es Schöneres an einem Samstagabend geben?

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