Wanda: Bussi – Album Review

Die Österreicher starten endgültig durch

von Gérard Otremba

Die Wiener Band Wanda bildet die Speerspitze der in diesem Magazin bereits als Neue Österreichische Welle ausgerufenen Musikbewegung aus der benachbarten Alpenrepublik. In Österreich stürmte das neue Album Bussi von null auf eins in die Charts, in Deutschland landete es immerhin auf Platz fünf und der Hype um die Formation von Marco Michael Wanda (bürgerlich Michael Marco Fitzthum) nimmt kein Ende. Aber was ist dran an diesem Hype? Die Musik auf Bussi ist nichts Außergewöhnliches, reißt aber schon mit dem hymnischen Opener „1,2,3,4“ mit. Die Mischung aus Pop und Rock’n’Roll ist durchaus für die Indie-Pop-Rock-Community geeignet (das ist gut), funktioniert aber teilweise wahrscheinlich, so ist es zu befürchten, auch in Bierzelten (das ist dann weniger gut). Gewiss erinnert das alles ein wenig an den Pop-Rock von Falco und mit Marco Michael Wanda hat der Rock’n’Roll nun die, im positiven Sinne, abgehalfterte Version des Wiener Kings aus den 80er Jahren. Marco Michael Wanda ist eine Rampensau wie sie im Buche steht. Er lebt auf der Überholspur, im Rausch des Hier und Jetzt. Seine sanfte Arroganz, die selbstironische Art, der Wiener Schmäh verleihen ihm ein überdurchschnittliches Charisma, er ist das Aushängeschild dieser Band, um dessen Gesundheit man sich manchmal Sorgen machen muss.

Mit Gitarrist Manuel Christoph Poppe, Keyboarder Christian Hummer, Bassist Ray Weber und Schlagzeuger Lukas Hasitschka weiß er versierte Musiker an seiner Seite und mit „Meine beiden Schwestern“ und „Bussi Baby“ folgen zwei ansteckende Ohrwurm-Hits, die „Schwestern“ trotz Toto-Gitarre mit Sehnsucht und Traurigkeit unterlegt, „Bussi Baby“ fordernd, schmetternd und ähnlich euphorisch wie „Bologna“. Dort scheint es Wanda sehr gut zu gefallen, bereist er in „Nimm sie wenn du’s brauchst“ diese Stadt noch einmal. Den Wanda-Schlachtruf „Amore“ erneuert die Band im Song „Alarm!“, während „Das wär schön“ mit Enthusiasmus zündet. Die Leidenschaft, die Romantik in „Sterne“ steckt nachhaltig an, „Andi und die spanischen Frauen“ schunkelt vor sich hin, aber das alles „ist scheiss egal“, wie Wanda in „Kein Herz im Hirn“ singt, denn die Herren wissen, wie sie massentaugliche, aber hörbare Musik komponiert. Bussi von Wanda ist kein Überwerk, aber ein gutes Album mit reizvollen Songs, auf die sich viele verständigen können. Popmusik mit Amore eben.

„Bussi“ von Wanda ist am 02.10.2015 bei Vertigo / Capitol / Universal Music erschienen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentare

  • <cite class="fn">gerhard</cite>

    Bei denen bin ich mir nicht sicher, ob die nicht über Gebühr gehypt werden. Ich fand ‚Bologna‘ zwar sehr, sehr gut, aber bei der Clubzwei-15-Jahres-Jubiläums-Fete im Frühjahr sind sie mir eher auf den Zeiger gegangen, Falco für Arme mit viel Gepose. Mal sehen, ob das auf Dauer tragfähig ist.
    Viele Grüße,
    Gerhard

Kommentar schreiben