Schon beim ersten Takt scheppert’s typisch nach Volbeat: fette Gitarren, treibende Beats, Poulsens Elvis-Metal-Stimme oben drauf. Aber hier rumpelt’s, kracht’s und funkt’s an Ecken, an die sich Volbeat bisher nur selten gewagt haben.
von Mia Lada-Klein
Volbeat sind bekannt dafür, Grenzen zu sprengen – zwischen Genres, zwischen Kontinenten, zwischen Fanlagern. Seit 2001 reiten die Dänen auf ihrer ganz eigenen Welle: Metal trifft Rockabilly, Elvis trifft Metallica, Lederjacke trifft Kutte. Nun veröffentlichen sie ihr neues Album „God Of Angels Trust“ – und zeigen damit, dass selbst eine Grammy-nominierte Erfolgsband nach über zwei Jahrzehnten nicht davor zurückschreckt, sich selbst neu zu erfinden. Oder sich zumindest ordentlich durchzuschütteln.
Volbeat und ihre Kernkompetenz: Wucht
Auf den ersten Takt klingt „God Of Angels Trust“ nach dem
gewohnten Volbeat-Rezept: kräftige Gitarren, schiebende Rhythmen und über allem die Stimme von Frontmann Michael Poulsen. Seine Stimme ist wie ein Mix aus Bariton, Hüftschwung und Gänsehaut – der Elvis-Faktor, der Volbeat seit jeher unverkennbar macht. Allerdings ist „God Of Angels Trust“ kein weiteres Volbeat-Album im Autopilot-Modus. Es ist kantiger, mutiger, widersprüchlicher – und irgendwie herrlich anarchisch. Als hätten Volbeat beschlossen: „So, jetzt machen wir mal, was wir wollen.“
Devils are awake – und das Publikum auch
Songs wie „Devils Are Awake“ zeigen die neue Ernsthaftigkeit der Band. Statt reiner Stadion-Hymnen gibt’s hier poetische Gesellschaftskritik: Manipulation, religiöse Heuchelei, Systemversagen – das volle Programm. Und trotzdem bleibt der Sound zugänglich, mitreißend, catchy. Michael Poulsens Stimme brilliert im Spannungsfeld zwischen Gospel-Kathedrale und Metal-Club, irgendwo zwischen Tennessee und Teufelsberg.