Udo Lindenberg, der ewige Rock’n’Roller und seine kunterbunte Mega-Show
Ein „blöder Bazillus“ hat ihn erwischt, die Show in München vor zwei Tagen führte Udo Lindenberg jedoch trotz schwer angeschlagener Stimme zu Ende. Gerüchte, die drei aufeinanderfolgenden, ausverkauften Konzerte in Hamburg seien in Gefahr, bestätigten sich indes nicht. Kurz nach 20 Uhr steht die 73-jährige Deutschrocklegende mit seinem Panikorchester am 20.06.2019 auf der Bühne der Barclaycard-Arena, frohgelaunt und bei guter Stimme. Es folgt eine spektakuläre, zweieinhalb Stunden lange „Udo“-Show der Extraklasse. Flankiert wird Lindenberg bei seinem ersten Hamburger Heimspiel von Sängerinnen und Sängern, zahlreichen Tänzerinnen, schwulen Priestern, lesbischen Nonnen, Engeln, fliegenden Cellistinnen, einem Eisbär, einem Riesenjoint, eine gefakten Boxkampf zwischen Putin und Trump, einem Kinderchor, sowie einer überdimensionalen Leinwand, auf der seine Songs eine bilderreiche Umsetzung finden.
Udo Lindenberg ist immer noch eine „coole Socke“
Ein kunterbunter Zirkus bevölkert die Barclaycard-Arena, Udo Lindenberg will nur spielen, ist seit seiner nunmehr einige Jahre währenden Renaissance immer noch eine „coole Socke“ und macht einfach sein Ding. Bei allem veranstalteten Bühnenwirbel vergisst Lindenberg nicht, seine Botschaft für Frieden, Toleranz und eine facettenreichen Welt unters Volk zu bringen, und selbstverständlich lobt der Panikrocker ausdrücklich die „Friday for Future“-Bewegung („Greta sagt, wir brauchen Panik“). Ein Lindenberg-Konzert ist ein riesiges Familientreffen, die Fans vergöttern ihren „Udo“, der neben knalligen Rocksongs wie „Ratten“ und „Straßenfieber“ auch nachdenkliches Material wie „Durch die schweren Zeiten“, „Mein Body und ich“, „Das Leben“ und „Wozu sind Kriege da“, oder natürliches Pompöses wie „Ich träumte oft davon ein Segelboot zu klauen“ und Dramatisches wie „Lady Whisky“ ins Live-Repertoire einbaut.
Die Stargäste
Trotz der Mega-Show finden sich also genügend anrührende Momente während seines Auftritts. Ebenfalls auf der Setlist stehen die bekannten Klassiker, von „Du knallst in mein Leben“ über „Cello“ und „Hinterm Horizont“, bis hin zu „Sonderzug nach Pankow“, „Alles klar auf der Andrea Doria“ und „Reeperbahn“. Als Stargäste holt er sich Johannes Oerding und Tatort-Kommissarin Maria Furtwängler auf die Bühne und feiert die „Bunte Republik Deutschland“. Der Mann mit Hut, Sonnenbrille und Zigarre hat es noch drauf, ist Sänger, Tänzer, Impresario und „König von Scheißegalien“. Und ein Vollblutmusiker, der es versteht, eine große Party zu schmeißen.
Der ewige Rock’n’Roller
Es war eine lange, mit vielen Aufs und Abs versehene Odyssee für Udo Lindenberg bis hierher. Er hat sich nicht unterkriegen lassen, ist aufgestiegen wie Phönix aus der Asche, genießt sichtlich seinen überwältigenden, späten Ruhm, gedenkt den toten Musikern im Himmel und verspricht, dass es noch ein Weilchen dauert wird, bis „wir“ zu ihnen stoßen. Noch 30 Jahre möchte er weitermachen und den Hunderterclub erreichen. Udo Lindenberg, der ewiger Rock’n’Roller. Man muss ihn einfach lieben.