U2 live in Hamburg 2018 – Konzertreview

U2 live Hamburg 2018 Barclaycard Arena by Stefan Malzkorn

U2 setzen auch beim zweiten Hamburg-Konzert etliche Glanzlichter

Nachdem die zunächst drei für Berlin, Köln und Hamburg angesetzten Hallenkonzerte von U2 wie erwartet innerhalb einer Stunde ausverkauft waren, wurden flugs Zusatztermine für die gleichen Städte angesetzt, für die selbstverständlich ebenfalls in kürzester Zeit sämtliche Eintrittskarten verkauft worden sind. Die Beliebtheit der irischen Rockband, die seit 40 Jahren unter dem griffigen Namen U2 firmiert, ist immer noch grenzenlos groß. Im Juli 2017 gaben Bono, The Edge, Adam Clayton und Larry Mullen Jr. ein vielumjubeltes Konzert im Berliner Olympiastadion zum 30-jährigen Bestehen ihres bekanntesten Werkes The Joshua Tree, das komplett aufgeführt worden ist und ihre immer noch große Klasse zeigte.

Politische Botschaften

Auf der Experience + Innocence-Tour, mit der U2 also für zwei Abende in der Hamburger Barclaycard Arena gastieren, ist am 04.10. kein Platz mehr für Songs dieser berühmten Platte und trotzdem bietet das Quartett wieder eine wahnsinnig spektakuläre Show. Politische Botschaften gegen Diktatoren und andere Ungerechtigkeiten dieser Welt, aber für Humanismus, Gleichheit und gegenseitigen Respekt gehören bei U2-Auftritten natürlich zum Standard, da macht der zweite Hamburg-Gig im Jahre 2018 keine Ausnahme. Eine 360-Grad-Bühne mitten in der Halle, die aus zwei miteinander verbundenen Teilen besteht, womit auch mal die Fans auf den Unterrängen der Gegentribünen ihren Helden sehr nah sei dürfen, sowie eine gigantische Multimedia-Show machen den U2-Gig zu einem außerordentlichen Erlebnis.

U2-Klassiker

Der Sound ist so laut, wie er bei einem U2-Konzert zu sein hat, es spielt schließlich immer noch eine Rockband. Beim zweiten Auftritt in Berlin vor sechs Wochen verlor Bono noch die Stimme, von solchen Problemen ist der 58-jährige Sänger in Hamburg weit entfernt. Die U2-Maschinierie läuft auf Hochtouren, ob im gewaltigen Opener „The Blackout“, oder im balladesken Abschluss „13 (There Is A Light“). Diese zwei Stücke vom aktuellen Album Songs Of Experience bilden den Rahmen für das knapp über zweistündige Konzert, dazwischen stehen neunzehn weitere Lieder auf der Setlist, die von Bandklassikern wie „Beautiful Day“, „Evan Better Than The Real Thing“, „Vertigo“, „Pride (In The Name Of Love)“, „New Year’s Day“ und „One“, bis hin zu den frühen Zeiten von „I Will Follow“ (an dritter Stelle der Setlist und eine Art Eisbrecher, sofern das bei einem U2-Konzert überhaupt nötig ist) reichen, auf das das nicht minder alte „Gloria“ folgt.

Also auch ohne „Where The Streets Have No Name“, ohne „Still Haven’t Found What I’m Looking For“ und ohne „With Or Without You“ bleiben genügend Pathos und messianische Botschaften übrig. Und irgendwie kann man sich auch nach so vielen Jahren nicht an diesen phänomenalen Rock-Hymnen satthören. U2 sind gut drauf, ob sie nun zeitweise im Bombast untergehen, oder an wenigen leisen Stellen berühren, die Spielfreude von Bono, The Edge, Mullen und Clayton ist während der 120 Minuten ungebrochen hoch.

Die Höhepunkte des Konzertes

Die Höhepunkte des Auftritts sind zahlreich und doch ragen das auf der schmalen Stegbühne aufgeführte „Who’s Gonna Ride Your Wild Horses“ (eins der besten Lieder, die U2 jemals geschrieben haben), sowie die anschließenden „Elevation“, „Vertigo“ und „Evan Better Than The Real Thing“ heraus, wenn Bono zum Magier, zum Zauberer und zu Mephisto mutiert, die Halle Kopf steht und die Fans zum euphorischen Jubelrausch  ansetzen. Bono erinnert an die Berlin-Zeit der Band, als sie Inspiration für ihre Musik suchten, und mit dem Mauerfall Inspiration für ihr Leben fanden. Für die Musik allerdings auch, wie das Album Achtung Baby eindrucksvoll bewies.

Große Show, starke Songs

Er bedankt sich bei „beautiful Hamburg“ und „beautiful Germany“ und seine Band sorgt für schwere Gänsehautmomente bei „Pride (In The Name Of Love“) und „One“, trotz völlig nostalgiefreier Live-Versionen. Dazwischen noch ein sensationelles „New Year’s Day“, bei dem alle vier Bandmitglieder an verschiedenen Stellen der Halle agieren und auf der Leinwand zur Gemeinschaft verschmelzen. Pop und Politik sind in der Karriere von U2 eng verzahnt, die Band nutzt ihre Auftritte, um noch das letzte Gute im Menschen zu wecken. Wichtig und bei Bono auch alles so schön tröstlich. Ja, U2-Shows sind groß, so groß wie ihre Musik. Und am Ende steht die Liebe. Und Zeuge eines atemberaubenden Konzertes ist man zum Schluss auch noch geworden.

Beitragsbild von Stefan Malzkorn (Konzert vom 03.10.2018)

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