Trümmer live in Hamburg 2024

Trümmer live Hamburg 2024 Molotow by Niko Schmuck Sounds & Books

Die Hamburger Indie-Rock-Band Trümmer feiert den zehnten Geburtstag ihres Debütalbums mit einem ausgelassenen Konzert im Molotow

Text von Gérard Otremba, Fotos von Niko Schmuck

 Die „Zehn Jahre Trümmer“-Tour brachte die Hamburger Indie-Rock-Band wieder an ihren Ausgangspunkt zurück. Nicht nur erschien vor zehn Jahren das selbstbetitelte Debütalbum, auch füllten Trümmer bereits im November 2014 das Molotow. Auf der Jubiläumstour wählte die Band absichtlich kleinere, punkigere, durchaus vom Aussterben bedrohte Clubs (auch das legendäre Molotow stand vor dem Aus, aber ein neuer Standort auf der Reeperbahn, das jetzige  Moondoo, ist gefunden). Und wie vor zehn Jahren brachte das Hamburger Quartett die Euphorie ins Molotow. Und wie vor zehn Jahren hieß wieder Lafote der Support.

MPC Lafote als Trümmer-Support

Diesmal als MPC Lafote mit Sänger, Songwriter und Multi-Instrumentalist Jakob Groothoff sowie Malte Zimmermann am Schlagzeug als Besetzung (und einem MPC mit Samplern als zusätzliche Unterstützung). Die dem Publikum mit ihrem NDW-Post-Punk-Indie-Rock schon ordentlich einheizten. Offensichtlich funktioniert die Erziehung im Hause Groothoff schon sehr gut, anders ist der Schuhwurf seines kleinen Sohnes auf die Bühne während des Songs „Sabot“ (wo es um den Schuhwurf als Zeichen einer Art Rebellion, das Aufhalten der Maschinerie geht) nicht zu verstehen. MPC Lafote spielt als Trümmer-Vorband noch in Mainz (27.11.), München (28.11.) und Essen (29.11.). Allein deshalb lohnt sich schon der Besuch.

Trümmer-Neubesetzung

Das Trümmer-Heimspiel geriet für die Fans zu einem ekstatischen Erlebnis. Neben Sänger, Gitarrist und Texter Paul Pötsch sowie Gitarrist und Produzent Helge Hasselberg sind Bassist Maurice Meyer (Dews) und Schlagzeuger Paul-Jakob Dinkelacker (Hotel Rimini) nun mit an Bord. Die vier Herren traten mit einer ausgelassenen Spielfreude auf, die sich sehr schnell auf die Besucher übertrug und zum Pogo-Tanz in den ersten Reihen führte. Die Feierlichkeiten zum zehnten Geburtstag der ersten Platte umfassten einen  „wilden Ritten durch unsere Diskographie“, wie Paul Pötsch die Setlist nannte. In den knapp 80 Minuten standen also Songs aus allen drei bisher erschienenen Alben auf dem Programm, mit dem Fokus auf das Debüt sowie dem 2021 veröffentlichten „Früher war gestern“.

Der Trümmer-Indie-Rock mit Punkeinflüssen bewegt sich zwischen Iggy Pop, Ton Steine Scherben und der Hamburger Schule und Frontmann Paul Pötsch nutzte ihn vom Opener „Wann wenn nicht“ bis zur letzten Zugabe „1000. Kippe“ für eine bewegungsreiche und stürmische Bühnenshow.

Auf hoffentlich weitere zehn Jahre

Auf der Bühne immer noch so aufgedreht wie vor zehn Jahren. Auch Songs wie „Revolte“, „In all diesen Nächten“ oder „Straßen voller Schmutz“ des Debütalbums haben nichts von ihrer Dringlichkeit eingebüßt. Im Disco-Punk von „Scheinbar“ und „Nitroglyzerin“ oder bei „Wie betrunkene Astronauten“ und dem neuen Song „Eine neue Form“ kokettierten Trümmer mit (Indie-)Pop, mit schönsten (Indie-)Pop. Anderseits spielten sie aus aktuellem Anlass (Treffen einer rechtsradikalen Burschenschaft in Hamburg) auch das wilde, deutlich diese Tendenzen anprangernde „Draußen vor der Tür“. Alles kulminierte aber im rauschhaften „Wo ist die Euphorie“. Pötsch wurde von der Menge auf Händen durch den Raum getragen, fiel voller Überschwang ins Schlagzeugset und peitschte die Fans in die endgültige Euphorie. Denn die ist dort, wo Trümmer auftreten. Wie am 23.11.2024 im Molotow. Auf hoffentlich weitere zehn Jahre.

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