Tristan Brusch: Am Wahn – Albumreview

Tristan Brusch credits Rebbecca Kraemer

Drittes Album von Tristan Brusch. Gelingt dem Berliner Songwriter eine Steigerung zum Vorgänger „Am Rest“?

von Gérard Otremba

Die deutsche Songwritergilde möchte es in dieser Woche aber wissen. Neben der Nachwuchshoffnung CATT mit „Change“, dem Hamburger Meister Niels Frevert mit „Pseudopoesie“ und Altmeister Herbert Grönemeyer mit „Das ist los“  veröffentlicht auch Tristan Brusch ein neues Album. „Am Wahn“ heißt sein dritter Longplayer, der Nachfolger des 2021 veröffentlichten „Am Rest“. Erneut hat Tim Tautorat produziert, in den Berliner Hansa Studios standen Tristan Brusch außerdem die Kollegen Marcel Römer am Schlagzeug, der Bassist und Pianist Felix Weigt, Damian Dalla Torre an Bassklarinette und Tenorsaxofonisten sowie Saxofonist Ralph Heidel zur Seite.

Tristan Brusch zwischen Walker, Brel und Element Of Crime

Tristan Brusch Am Wahn Cover

„Wenn ‚Am Rest‘ ein Trennungsalbum war, geht es auf ‚Am Wahn‘ um eine eher schädliche Beziehung, man denkt, man erlebt die Liebe, ist aber

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eigentlich nur im Wahn“, sagt Brusch über sein neues Werk. Manchmal eben ein schmaler Grat zwischen Liebe und Wahn, den der 1988 in Gelsenkirchen geborene Songwriter in zwischen manchmal eindeutigen, manchmal vieldeutigen, oftmals metaphernreichen, häufig poetischen Texten einfängt. Serge Gainsbourg, Jacques Brel, Scott Walker, Leonard Cohen, Element Of Crime und Max Richard Leßmann sind die Referenzen, das Fundament, auf dem die Säulen dieses vortrefflichen Albums stehen. Bester Chanson-Pop und bereits beim Opener „Wahnsinn mich zu lieben“ gerät man ins Schwelgen. Sanft-melancholische Passagen wechseln mit dramatischer Orchester-Grandezza, eine weltumspannende Melodie bewegt uns wie an einem Jojo gezogen zwischen Erde und Kosmos.

Große Gefühle

Das anschließende, von Sounds & Books zum Song des Tages gekürte, quirlige „Oh Lord“ erinnert an die flotten Element-Of-Crime-Stücke, während „Kein Problem“ (feat. Annett Louisan) und „Seifenblasen platzen nie“ dem eleganten Schlager-Pop eines Udo Jürgens sehr nahe kommen. Überaus eingängig erklingt „Mirage“ und bei der sowieso schon beeindruckenden Ballade „Wieder eine Nacht“ denkt man sich am besten noch Hildegard Knef dazu, ach, was wäre das für ein Duett geworden. Und wer beim nostalgisch-wehmütigen Indie-Pop von „Baggersee“ keine Träne aus seinen Augenwinkeln verdrückt, der sollte über seine eingerostete Gefühlswelt nachdenken. Tristan Brusch erwischt einen mit „Am Wahn“ frontal mit voller Wucht. Ein bärenstarkes, und trotz der vielen Melancholie, Glückseligkeit verheißendes Album. Tristan Brusch am vorläufigen Höhepunkt seiner Kunst.

„Am Wahn“ von Tristan Brusch erscheint am 24.03.2023 bei Tautorat Tonträger/Four Music. (Beitragsbild von Rebecca Kraemer)      

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