Torpus & The Art Directors live in Hamburg – Konzertreview

Die Festspiele der Hamburger Band Torpus & The Art Directors gehen im Gruenspan weiter, mit dem wunderprächtigen Trio Helgen als Support

Text und Fotos von Gérard Otremba

Zwei Bands verzücken am 23.04.2015 das Hamburger Publikum im Gruenspan. Dass Torpus & The Art Directors als Hauptact für Furore sorgen würden, war bereits im Vorfeld irgendwie klar, die Hamburger Folk-Rock-Formation wird von ihren Fans in der Hansestadt innig geliebt, dementsprechend fällt das Heimspiel-Konzert verdientermaßen überaus euphorisch für die seit 2009 bestehende Band und das Publikum aus.

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Erst ein gutes Jahr ist die Gruppe Helgen musikalisch zusammen unterwegs und bringt alle Voraussetzungen mit, sich einen ähnlichen Status zu erspielen, wie ihn Torpus & The Art Directors bereits hat. Sänger und Gitarrist Helge Schulz, Bassist Niklas Beck und Schlagzeuger Timon Schempp spielen einen ausgefeilten Alternative-Indie-Pop-Rock, der es in sich hat. Irgendwo zwischen Tocotronic und Gisbert zu Knyphausen zu verorten, macht das Hamburger Trio mit intelligenten Kompositionen und ironisch-larmoyanten Texten auf sich aufmerksam. „Endlich geht’s mir nicht mehr gut“, heißt es einmal und Helge Schulz widmet einen Song gar jemanden, den er scheiße findet („Lass uns Feinde sein, falsche Freunde hab‘ ich genug“). „Wir haben den Gute-Laune-Bus zu Schrott gefahren“ teilen sie uns in „Der Gute-Laune-Bus“ mit, und das sind doch mal Perspektiven, auf die man aufbauen kann. Ein erstes Album ist in Vorbereitung, den Namen Helgen muss man sich merken.

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Wenn man die Konzerte der letzte Jahre von Torpus & The Art Directors Revue passieren lässt, und die Auftritte vom Rolling Stone Weekender 2012, im Molotow und im Knust 2013 mit dem vom Gruenspan vergleicht, so hat ein erfreulicher Reifeprozess stattgefunden. Das neue, ganz famose Album The Dawn Chorus fängt die Weiterentwicklung perfekt ein, das Konzert im Gruenspan beweist den Fortschritt. Den euphorischen Rasselbandenüberschwang der frühen Jahre haben sich Torpus & The Art Directors bewahrt, aber er weicht mehr und mehr einem ausgeklügelten Songwriting. Inbrünstige Harmoniegesänge bietet das Quintett noch immer reichlich, doch haben der charismatische Frontmann Sönke Torpus (Gesang, Gitarre, Trompete), Melf Petersen (Gitarre), Jenny Apelmo (Bass), Felix Roll (Schlagzeug) und Ove Thomsen (Harmonium, Pedal Steel, Trompete) den Weg zu filigranen Americana-Songs eingeschlagen.

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Weniger Mumford & Sons, stattdessen mehr Wilco und Ryan Adams. Der überragende, elegante Opener „I Can Decide That By Myself“ dient hier genauso als mustergültiges Beispiel wie der Abschlusssong „Roll It Up Again“. Auch „Mirror Mirror“, „In Hushed Tones“ und „Poems For A Friend“ sind nicht nur auf Platte großartige Kompositionen, sondern zünden auch live auf der Bühne. Klassiker des ersten Albums From Lost Hope To Home wie „Known, Seen, Judged“, „Howl“, „Dancing Kids & Summer Laughter“ sowie natürlich der „Lalala“-Mitsinghit „Fall In Love“ betten sich wunderbar in die Setlist ein, und die früheren Stücke „When I Left My Appartement“ und „On The Roundabout“ sind ebenfalls noch mit von der Partie. Im mit Pop-Polit geführten Interview vor der Tour, sprach Sönke Torpus den spannenden Sprung vom Knust ins Gruenspan an. Doch die Aufregung war umsonst. Die Fans füllen auch die größere Location und erleben ein 100-minütiges, leidenschaftliches Torpus & The Art Directors-Konzert.

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