Tori Amos: Ocean To Ocean – Albumreview

Tori Amos by Desmond Murray

Ein in sich stimmiges Album mit überaus bewegenden Songs von Tori Amos

Für Tori Amos war die coronabedingte Lockdown-Phase der letzten Monate insofern besonders schwierig, da sie häufig zwischen ihrer britischen Wahlheimat in Cornwall und den USA pendelte und Songs auf Reisen und bei Beobachtungen schrieb. Ohne diese Abläufe geriet auch die 1963 in North Carolina geboren Musikerin in eine Krise. „Wenn man beunruhigende Dinge normalerweise durch das Reisen verarbeitet, war das jetzt keine Option mehr. Mein Schema war es, in ein Flugzeug zu springen und in die Staaten zu reisen. Ich wollte nur reisen, um neue Erfahrungen zu machen. Stattdessen musste ich mir einen Stuhl suchen und ‚reisen‘, wie ich es mit fünf Jahren getan habe – in meinem Kopf“, beschreibt Amos diese Zeit.

Charmante Songs mit Tiefenwirkung

Tori Amos Ocean To Ocean Cover Decca Records Universal Music

Daraus entwickelten sich elf neue Songs für „Ocean To Ocean“, dem Nachfolger des 2017 veröffentlichten und von uns an dieser Stelle rezensierten „Native Invader“. Ein Album, das um Verluste und den Umgang mit ihnen kreist. Tori Amos ist wieder ganz bei sich, ihre Stimme betörend wie immer, ohne in gewöhnungsbedürftige Höhen zu kippen. Die, wie meistens bei ihr, auf ein Pianospiel basierenden Songs fließen charmant und mit Tiefenwirkung dahin. Die Natur-Mystik war schon immer ein wiederkehrendes Thema auf den Amos-Platten, die sie diesmal in „Speaking With Trees“, „Flowers Burn To Gold“ oder „Metal Water Wood“ in wunderschönen Melodien aufleben lässt. Und wo sollte sich eine Tori Amos in Krisenzeiten besser inspirieren lassen als in der Natur?

Tori Amos zwischen Politischem und Privatem

Amos kreiert eine sehr sehnsüchtig-wehmütige Stimmung mit ihrem Songwriter-Pop, der dem Folk verbunden ist und wie in „Devil’s Bane“ auch schon mal soulige Momente aufzuweisen hat, oder gar in Richtung Indie-Pop vorwärtsprescht („Spies“). Manchmal gerät die orchestrale Ausrichtung der Arrangements arg opulent („Swim To New York State“), doch selbst in diesen Augenblicken schwingt eine gewisse Schwermut mit. Und wie nah auf einem Tori-Amos-Album das Politische und das Private liegen, zeigen der Titeltrack sowie der Closer „Birthday Baby“. Während sie in „Ocean To Ocean“ die Profitgier der Erdenzerstörer beklagt, nimmt sie uns in „Birthday Baby“ die Angst vor einem einsamen Tango-Tanz. Ein in sich stimmiges Werk mit überaus bewegenden Songs.  

„Ocean To Ocean“ von Tori Amos erscheint am 29.10.2021 Decca Records / Universal Music. (Beitragsbild von Desmond Murray) 

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