„Seeing“ ist ein ebenso stilles wie kraftvolles Album des norwegischen Pianisten Tord Gustavsen
von Sebastian Meißner
Tord Gustavsen gilt als stiller Mensch. Interviews gibt er selten und auch auf Konzerten lässt er lieber seine Musik für sich sprechen als selber viel zu reden. Vielleicht liegt es ja daran, dass der inzwischen 53-Jährige im ländlichen und abgeschiedenen Dorf Hurdal aufwuchs, wo er bereits mit vier Jahren Klavier spielen lernte und sich vor allem von klassischer und Kirchenmusik sowie Gospel und Jazz inspirierten ließ.
Klarheit und Ruhe bei Tord Gustavsen
Auf seinen Alben hat Tord Gustavsen es geschafft,
seine Einflüsse zu einer eigenen Ausdrucksform zu transformieren. Seine Kompositionen verbinden eine auffällige Klarheit und Ruhe mit einer hohen Ambition, Ernsthaftigkeit und Demut. Dabei nutzt der Pianist sein Instrument gleichermaßen für große Melodien wie für atmosphärische Wirkung.
Sein neues Album „Seeing“, aufgenommen im Oktober letzten Jahres in den La-Buissonne-Studios, fügt sich ganz wunderbar in dieses Konzept und die beeindruckende Diskographie des Norwegers ein. Darauf finden sich neben fünf Eigenkompositionen auch zwei Choräle von Johann Sebastian Bach, ein traditioneller norwegischer Hymnus sowie das englische Kirchenlied „Nearer My God, To Thee“ aus dem 19. Jahrhundert. Eingespielt hat Gustavsen die Stücke erneut mit seinen langjährigen Wegbegleitern Jarle Vespestad am Schlagzeug und Steinar Raknes am Kontrabass.
Die Kraft der Melodie
„Dieses Album spiegelt meine persönliche Entwicklung wider, ich werde älter un…