Auch nach 30 Jahren immer noch wandlungsfähig und faszinierend bleiben Tocotronic auf ihrem neuen Album „Golden Years“
von Gérard Otremba
Mit dem gleichnamigen Hit von David Bowie aus dem Jahr 1975 haben weder Titelsong noch das Album etwas zu tun. Das hat Dirk von Lowtzow im Interview mit Sounds & Books bestätigt. Bowie solle man nicht imitieren, das gehe meistens schief, so der Tocotronic-Sänger- und Gitarrist ebendort. Also keine Bowie-Annährung auf dem 14. Album der in Hamburg Mitte der 90er-Jahre groß gewordenen Indie-Rock-Band. Eher sei der Titel sarkastisch zu deuten, so von Lowtzow weiter. Kein Wunder, hinterlässt die Welt alles andere als den Anschein von goldenen Jahren. Mit Doppeldeutigkeiten spielt der 53-jährige Songwriter in seinen
Texten schon lange. Passt also alles in den bisherigen Tocotronic-Kosmos.
Tocotronic trösten
Der leider den Ausstieg von Rick McPhail verkraften muss. McPhail setzt mit seinem verzerrten Gitarrengewitter in „Wie ich mir selbst entkam“ ganz besonders starke Akzente. Einer dieser Tocotronic-Himmelsstürmer-Hymnen, majestätisch, erhaben, dringlich und einer von diversen Highlights dieses Albums. In dem Dirk von Lowtzow am Ende einen „Asyl für Tagediebe“ genannten Ort findet. Allein hierfür lohnt sich schon die Anschaffung dieses Albums. Das mit dem wehmütigen, …