Besondere Momente im Hamburger Häkken: To Athena stellte ihr aktuelles Album „The Movie“ vor
Text von Gérard Otremba, Fotos von Sarah Ismail
Das aktuelle, auch von Sounds & Books rezensierte To-Athena-Album „The Movie“ ist zwar auch schon wieder über ein Jahr alt, aber das störte am 08.12.2024 im Hamburger Häkken niemanden. Die 70 Minuten, die die Schweizer Musikerin Tiffany Athena Limacher und ihre dreiköpfige Band, bestehend aus Cellistin Polina Niederhauser, Keyboarder David Inauen und Schlagzeuger Linus Gmünder, am 2. Adventssonntag für ihre hanseatischen Fans mitbrachten, gehörten mit zu den eindrucksvollsten des Konzertjahres 2024.
Roosmarijn als Support von To Athena
Das galt auch schon für den Support Roosmarijn. Die niederländische Songwriterin spielte solo mit Geige und Effektgeräten Lieder ihres just vor einem Monat veröffentlichten Debütalbums „Wide Open Space“ und zog das Publikum mit ihrem mystisch-magischen Indie-Folk in ihren Bann. Die Geige bediente sie auf vielfache Weise, mal als Gitarrenersatz, mal in Andrew-Bird-Manier und mal ganz klassisch. Der Sound mal schwebend, mal naturverbunden, mal groovy und immer sehr faszinierend. Roosmarijn hinterließ einen ähnlich sympathischen Eindruck wie To Athena. Die sich sehr darüber freute, dass wir Hamburger so komisch seien. So komisch, an einem Sonntagabend ins Häkken zu kommen, um sich Songs in Schwyzerdütsch anzuhören. Ja, so sind die Hamburger manchmal.
Und wer auch immer To Athena gesteckt hat, die Hamburger könnten sehr gut laut singen, er sollte Recht behalten. Das wollte Tiffany Limacher aber schon ganz genau wissen, und ließ die Besucher den hymnischen Chorus von „Fäschtmol“ dreistimmig einüben. Und was soll man sagen? Es hat funktioniert. Die Hamburger waren laut und gut.
Zwischen Chanson und Kammer-Folk
Laut war es während des To-Athena-Auftritts sonst eher selten. Passagenweise im schnellen, für die Tanzbeine gedachten „Spinning“, passagenweise im dramatischen und cineastisch anmutenden „The Movie“, das Limacher während der ersten Amtszeit eines gewissen Donald Trump geschrieben hat und als „Sequel“ bezeichnete. Im chansonhaften „Weri Be“ besang To Athena ihre lange Reise zu sich selbst und „Angscht“ intonierte sie in zarter Weise ganz ohne Mikro. Herzzerreißend die beiden Kammer-Folk-Balladen „Garten“ und „Old Home“, Letzteres allen gewidmet, die momentan unfreiwillig ihr Zuhause verlassen müssen. Die Zugabe „Zwiifel“ dann akustisch in der Crowd, wiederum mit Fanchorgesang, diesmal einstimmig gehalten. Und danach waren alle von To Athena verzaubert.
Das Konzert fand in der im Häkken ausgerichteten „_space nights*“-Reihe statt. Eine ebenso gute Sache wie „Spice“, das neue Musiknetzwerk für neurodivergente Menschen.