Tinariwen: Amatssou

Tinariwen credit Marie Planeille

Tinariwen verbinden auf ihrem neuen Album „Amatssou“ verschiedene Musiktraditionen und lösen Zeit- und Raumgrenzen auf

von Sebastian Meißner

Hypnotische Grooves, melancholiche Chords, verschlängest Gitarrenfiguren: Tinariwen aus dem Volk der Tuareg sind die aktuell erfolgreichsten Vertreter des sogenannten al-guitara oder auch Wüstenblues, zu dem zum Beispiel auch Mdou Moctar zählen. Tinariwen wurde bereits 1982 gegründet und ist GRAMMY-prämiert. Größen wie Wilco, Jack White oder Santana zählen ebenso zu ihren Bewunderern wie Daniel Lanois (U2, Bob Dylan, etc.), der

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„Amatssou“, ihr neuntes Studioalbum, produziert hat.

Studio im Zelt

Tinariwen Amatssou Cover Wedge Records

Jack White war es auch, der die Band zu Aufnahmen in sein privates Tonstudio in Nashville einlud. Ursprünglich hatte die Band geplant, mit Lanois und einer Gruppe lokaler Country-Musiker aufzunehmen, darunter Wes Corbett und Fats Kaplin. Nach einer Reihe von COVID- und reisebedingten Verzögerungen waren Tinariwen jedoch nicht in der Lage, die Reise von Mali in die USA anzutreten. In aller Eile wurden neue Pläne für eine Reise von Lanois nach Afrika geschmiedet, aber nach weiteren Verzögerungen durch die Pandemie waren Tinariwen, Lanois, Corbett und Kaplin schließlich gezwungen, aus der Ferne zu arbeiten. Den Grundstein für die Platte legten Tinariwen schließlich in Djanet, einer Oase in der Wüste Südalgeriens im Tassili N’Ajjer National Park. Zwischen zerklüfteten Felsen und Sandsteinen richteten Tinariwen ein provisorisches Studio in einem Zelt ein.

Tinariwen orientieren sich an Amerika

Auf dem Album befinden sich zwölf Stücke, die sich stärker als alle anderen des Kollektivs zuvor gen Amerika orientieren. Elemente des Blues sind ebenso zu finden wie die des Folk und Americana. So setzen Tinariwen hier auch Banjos, Fiddles und Pedal Steel ein. Das Ergebnis: umwerfend. Stücke wie das quirlige „Tidjit“ hätten so auch aus der Feder von Ry Cooder oder Los Lobos stammen können. „Iket Adjen“ klingt unglaublich roh, erdig und staubtrocken – so kriegen das selbst die großen Bläser kaum hin. Wie sich drei E-Gitarren gegenseitig antreiben und zu einer Einheit verschmelzen können, kann man wiederum besonders gut auf „Imidiwan Mahitinan“ und „Tenere Den“ hören.

Diese Platte verbindet wie selbstverständlich verschiedene Musiktraditionen und Spielweisen, löst Zeit- und Raumgrenzen ganz beiläufig auf und fesselt mit einer Hingabe, die zu keiner Sekunde der Gesamtspielzeit abfällt.

„Amatssou“ von Tinariwen erscheint am 19.05.23023 bei Wedge. (Beitragsbild von Marie Planeille)

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