Exzellente Musik im Hamburger Headcrash: Tiflis Transit geben eine Lehrstunde in Sachen Songwriter-Pop, Blues, Soul und Jazz
Text von Gérard Otremba, Fotos von Niko Schmuck
„Gibt es Fragen bis hierher?“, fragte Fabian Till nach dem siebten Song „Things That Don’t Work In RL“. In Hamburg gab es keine Fragen, aber wohl einen Tag zuvor beim Auftritt in Hannover, als jemand aus der letzten Reihe das Sternzeichen (Waage) des Sängers von Tiflis Transit wissen wollte. Das Konzert in Hannover sei die Annäherung an das nordische Temperament gewesen, denn für die Band aus Wuppertal sei alles über Münster hinaus bereits Norden, meinte Till anschließend. Aber so unterkühlt, wie es die landläufige Meinung über die darstellt, sind die Bewohner Norddeutschlands gar nicht, und die Besucher von Konzerten in Hamburg schon mal gar nicht. Am von sommerlichen Temperaturen beherrschten Abend des 15.05.2024 fanden gut 60 Menschen den Weg ins Headcrash, um Tiflis Transit beim Hamburg-Gig ihrer Tour zum am 12.04.2024 veröffentlichten und von Sounds & Books rezensierten Album „A Thought Is Not A Feeling“ zuzujubeln.
Tatia als Support
Neben Sänger und Keyboarder Fabian Till standen Gitarrist Birk Butchereyt, Bassistin Cherilyn MacNeil (Dear Reader), Schlagzeuger Jakob Lebsanft sowie Keyboarderin Tatia auf der Headcrash-Bühne. Tatia sorgte mit ihrem Solo-Support bereits vorab für starken Applaus. Die aus Georgien stammende und in Berlin lebende Songwriterin, die wir mit „Two Days“ als Song des Tages vorgestellt haben, überzeugte mit wunderschönen, mitunter melancholisch-traurigen Songwriter-Pop-Songs. Großer S&B-Geheimtipp, der am 07.06.2024 die Debüt-EP „We Were Heroes“ bei Listenrecords herausbringt. Als Geheimtipp gehen Tiflis Transit natürlich auch noch durch. Aber ein mit allen Wassern gewaschener Geheimtipp. Im Mittelpunkt des 80-minütigen Konzerts standen selbstverständlich die Songs des außerordentlich guten Debütalbums.
Tiflis Transit und Feist
Tiflis Transit sind schlicht virtuose Könner an ihren Instrumenten und verbinden Songwriter-Pop mit Blues, Soul, Jazz, Rock und Westcoast-Pop. Beatles, Doors und Steely Dan heißen u.a. die Referenzen und es verwundert nicht, dass sie als letzte Zugabe „Limit To Your Love“ von Feist (auch bekannt geworden durch James Blake) spielten, gehört doch die kanadische Songwriterin ebenfalls zu den außergewöhnlichen Künstlern dieses Planeten. Und die Liebe zu feinsinnigen Melodien und ungewöhnlichen Rhythmen eint Tiflis Transit und Feist definitiv. Das Groovemonster „A.M.“ zu Beginn, die soulige Ballade „Flat“, der Psych-Pop-Schleicher „The Fencer“ oder das melancholisch-sehnsüchtige „Two Out“ sollen an dieser Stelle lediglich als beispielhafte Konzerthöhepunkte genannt sein.
Nach „Two Out“ streuten Fabian Till und Birk Butchereyt noch einen Werbeblock ein und präsentierten überdimensional große Streichhölzer der Marke Tiflis Transit, auch Platte und CD gab es im XXL-Format zu bestaunen. Besucht die Konzerte von Tiflis Transit. Tanzbare Musik mit Köpfchen und Finesse. Was will man mehr? Uneingeschränkte Empfehlung.
