Thom Yorke: Confidenza

Thom Yorke credit Steve Tanner

Gerade erst hat Thom Yorke mit dem zweiten Album von The Smile begeistert, da bringt er einen neuen Soundtrack heraus. Der Film „Confidenza“ könnte unbehaglich werden…

von Werner Herpell

Wenn ein Soundtrack Lust auf den damit verbundenen Film weckt, hat er schon mal einiges richtig gemacht. Nach dem Hören von Thom Yorkes Score zu Daniele Luchettis „Confidenza“ bleibt man zwar einigermaßen verstört zurück (was in diesem Fall kein schlechtes Zeichen ist), möchte aber unbedingt die bewegten Bilder zu dieser teils seltsamen Musik zwischen Bläser-Jazz , Neoklassik und avantgardistischer Klangmalerei sehen. Denn ähnlich wie der langjährige Kollege bei Radiohead und The Smile, Jonny Greenwood, erschafft Yorke ein so unbehagliches wie faszinierendes Kopfkino.

Nach „Suspiria“ nun „Confidenza“

Thom Yorke Confidenza Albumcover

Nach dem angemessen

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spooky Remake des Horrorklassikers „Suspiria“ von Luca Guadagnino (2018) wagt sich der britische Sänger und Komponist zum zweiten Mal an ein italienisches Filmkunstwerk – genauer gesagt an die Adaption eines Dramas, das auf dem gleichnamigen Roman von Domenico Starnone basiert. „Confidenza“ feierte seine Premiere beim Internationalen Filmfestival in Rotterdam und kam diese Woche in die italienischen Kinos.

Score-Produzent Sam Petts-Davies und Thom Yorke arbeiteten für die Musik mit dem London Contemporary Orchestra und einem Jazz-Ensemble zusammen, zu dem auch Tom Skinner an den Drums gehörte, der gerade erst auf dem zweiten Album „Wall Of Eyes“ von The Smile brillierte. Mit „Knife Edge“ wurde derjenige „Confidenza“-Track als Video vorab ausgekoppelt, der einem klassischen Radiohead-Song noch am nächsten kommt. Auch auf „Four Ways In Time“ lässt Yorke seine typischen Falsett-Vocals durch den Raum schweben, die anderen Stücke sind instrumental und teilweise unter zwei Minuten kurz.

Ungemütliche Sounds von Thom Yorke

Alle zwölf Kompositionen haben einen impressionistisch-atmosphärischen Ansatz gemeinsam – und ohne den Film inhaltlich bereits zu kennen, würde man spontan wieder auf eine gruselige Handlung tippen. Wie bei den vielfach prämierten Greenwood-Scores (etwa zu „There Will Be Blood“) geht es Yorke nicht um anheimelnde Sound-Kulissen mit warmen Streicherklängen. Schon der Opener „The Big City“ macht es dem Hörer über fast acht Minuten recht ungemütlich. Und dieser Eindruck, dass etwas ganz Furchtbares in der Luft liegt, hält sich bis zum schrill-nervösen Schluss mit „On The Ledge“.

Der „Confidenza“-Soundtrack zählt sicher nicht zu den wichtigsten Leistungen von Thom Yorke – diese rund 35 Minuten Filmmusik sind eher ein Nebenprojekt des phänomenalen Artrock-Musikers. Wie Jonny Greenwood und auch ein anderer rastloser englischer Kollege, Damon Albarn von Blur und Gorillaz, mag sich Yorke partout nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, sucht immer neue künstlerische Herausforderungen. Chapeau! Spannendere Musiker als diese drei sind in der britischen Popszene kaum zu finden.

Das Soundtrack-Album „Confidenza“ von Thom Yorke erscheint am 26.04.2024 zunächst nur digital, am 12.07.2024 dann auf CD und Vinyl bei XL Recordings. (Beitragsbild von Steve Tanner)

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