Theresia Enzensberger: Blaupause – Roman

 

Ein Plädoyer für Emanzipation und Freiheit

Walter Gropius war der Gründer, Wassily Kandinsky, Paul Klee, und Johannes Itten die bekanntesten Künstler und Lehrer am Bauhaus. Mit finanzieller elterlicher Unterstützung kommt die junge Berlinerin Luise Schilling, aus deren Perspektive Theresia Enzensberger die Geschichte erzählt, in den frühen 20er-Jahren zum Architekturstudium an die neue Kunstschule in Weimar. Schnell gerät sie in den Bann der Itten-Gruppe, die ein radikales, ganzheitliches Konzept verfolgt. Wanderungen, Meditationen, Fasten und Körperübungen sind wichtige Bestandteile dieser Lehre, das Leben im Einklang mit dem eigenen Ich, denn nur so könne Kunst entstehen, steht als eine Art Leitsatz und Doktrin eben jener.

Sounds & Books_Theresia Enzensberger_Blaupause_CoverLuise beginnt eine Liaison mit dem schönen, aber flatterhaften Jakob und ist in diesem Kreis die einzige, die sich für zeitpolitische Themen interessiert. Schon früh wird sie in ihrer Weimarer Zeit mit der Politik der Deutschnationalen konfrontiert, die bis in ihre Familie reicht, der Luise aber nicht anheimfällt. Sie lernt den Kommunisten Friedrich kennen und entwickelt sich zu einer kleinen Rebellin gegen den preußischen Geist. Nach dem Bruch mit Jakob und den Itten-Anhängern, einer ungeplanten dreijährigen Haushaltslehre und dem Tod ihres Vaters, der ihr diese Ausbildung aufzwang, beginnt für Luise 1926 ein Neuanfang in Dessau, wohin das Bauhaus umgezogen ist. Mittellos und mit einem neuen Freund, der alsbald rechtsnationale Tendenzen aufweist, an der Seite, stürzt sie sich auf ihre architektonischen Ideen und Pläne, sie will „die Zukunft bauen und die Vergangenheit abreißen“.

In ihrem Debütroman porträtiert die Journalistin Theresia Enzensberger mit einem scharfen Blick für die Details und in temporeicher und schwärmerischer Art eine mutige und idealistische Frau. Die Tochter von Hans Magnus Enzensberger erzählt Luises Leben sehr konventionell, das Buch ist schnell gelesen. Die Sprache ist der noch sehr jungen, teils natürlich auch sehr naiven und emphatischen Protagonistin angepasst, passagenweise dementsprechend dann doch arg gefühlig und blümerant. Ein guter Blick auf die Bauhaus- Kunstepoche und die Weimarer Republik, so gut es eben die nur 240 Seiten, die sich mit dem Thema befassen, vermögen, gelingt Theresia Enzensberger jedoch gewiss. Und ein bereicherndes Plädoyer für Emanzipation und Freiheit ist Blaupause auf jeden Fall.

Theresia Enzensberger: „Blaupause“, Hanser, Hardcover, 256 Seiten, 978-3-466-25643-9, 22 €.

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