The White Album: Borders

The White Album Pressefoto

The White Album loten die Grenzen aus zwischen leichtfüßigem Westcoast-Pop und elegischem Indie-Folk

von Sven Weiss

Beim Namen „The White Album“ denkt man natürlich unwillkürlich an die Beatles. Wer sich nach dem Meisterwerk der Fab Four benennt, der legt die Latte sehr sehr hoch. Ob der Name des Trios aus dem dänischen Odense eine liebevolle Hommage ist oder eben doch etwas unglücklich gewählt, sei mal dahingestellt. Man könnte allerdings durchaus eine Parallele ziehen. Denn ebenso wie auf dem Klassiker der Beatles, geht es auf dem neuen, dritten Album der Dänen darum Grenzen auszuloten. Dabei handele es sich, so die Band, nicht nur um physische Grenzen zwischen Nationen, sondern auch um emotionale Schwellen. Diese stünden für die Grenzen zwischen Einsamkeit und Verbundenheit, Angst und Mut, Vergangenheit und Gegenwart.

Ein alter Trick, von The White Album perfektioniert vorgetragen

Doch wie klingt die musikalische Umsetzung all dessen? Der Opener „Switzerland“ beginnt denkbar simpel mit einem mehrstimmig vorgetragenen Intro. Das urplötzlich in ein herzerweichendes Trauerstück umschlägt, das stark an Sufjan Stevens erinnert. Eine Akustikgitarre liefert einen Achtelrhythmus. Stoisch wiederholt sich die Melodie, während die Instrumente bei jedem Durchgang ein bisschen mehr Dramatik dazugeben. Es ist ein alter Trick, aber The White Album führen ihn hier so perfektioniert vor, dass die Augen feucht werden.

Von „Switzerland“ geht es nach „Malibu“. Dort zeigen „The White Album“, dass sie auch den Pop beherrschen. Der Track kombiniert einen stampfenden Rhythmus mit schwebenden Melodien à la Mercury Rev.  „Just Fr Us“ wiederum ist eine Yacht-Rock-Nummer, die so lässig-entspannt groovt, dass man den warmen kalifornischen Küstenwind im Haar spürt – und das auch im winterlichen Deutschland. „Never Swim For Shore“ schließlich bettet eine astreine Popmelodie in ein ätherisches Soundgewand.

Warmer Folkpopsound: Die Grenzen bleiben eng gesteckt

Die drei Mitglieder der Band, die sich bereits seit Kindheitstagen kennen, teilen sich die Gesangsparts. Auffällig ist dabei, dass es immer dann besonders mitreißend wird, wenn Claus Arvad ans Mikrophon tritt. Das ist vor allem bei den intimen Stücken „Switzerland“ und „Scars & Broken Porcelain“ der Fall.

Alles in allem bleiben die Grenzen, die The White Album ausloten, jedoch relativ eng gesteckt. Die Band bewegt sich innerhalb eines warmen Folkpopsounds, der mal mehr Richtung Drama lehnt, dann wieder leichtfüßiger daherkommt. Die Grenzen zu sprengen – das wagen die Dänen nicht. Wodurch „Borders“ eben nur ein gutes, und kein großartiges Album bleibt. Und was auch den entscheidenden Unterschied zum Weißen Album der Beatles ausmacht. Aber diese Latte war ja sowieso von Anfang an viel zu hoch gelegt. 

„Borders“ von The White Album erscheint am 07.02.2025. (Beitragsbild: Pressefoto)

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