The Waeve: The Waeve – Albumreview

The Waeve by Steve Gullick

Britrock-Gitarrist Graham Coxon von Blur und die Popsängerin Rose Elinor Dougall bilden das Duo The Waeve – auf ihrem selbstbetitelten ersten Album passt es in jeder Hinsicht

Raus aus der Komfortzone: Das hört sich so leicht an, ist aber für gut etablierte Musiker angesichts einer bestimmten Erwartungshaltung ihrer Fans oft eine komplizierte Sache. Blur-Gitarrist Graham Coxon hat sich schon früher mit einigen vom Band-Kurs abweichenden Soloalben nicht groß darum geschert – und tut es nun ebenso wenig im neuen Duoprojekt The Waeve mit Rose Elinor Dougall (seiner Partnerin im künstlerischen wie zuletzt auch im wahren Leben). Was anfangs noch nach einem etwas unentschlossenen Stil-Amalgam aus Britfolk, Jazz (viel Saxofon-Getröte, von Coxon selbst), Krautrock, Prog-Gefrickel und orchestralen Balladen klingt, entwickelt bei etwas Geduld und offenen Ohren durchaus Sinn.

In der Popgeschichte tief verwurzelt

The Waeve Cover Transgressive Records

Sogar mehr als das: Mit ihrem Debüt „The Waeve“ erweisen sich Coxon/Dougall als moderne, furchtlos experimentierfreudige und zugleich fest in der Pophistorie verwurzelte Grenzüberschreiter. Das Erbe von Roxy Music und David Bowie spielt hier eine ähnlich wichtige Rolle wie Fairport Convention mit Sandy Denny oder Nancy Sinatra/Lee Hazlewood. Wenn man nach einem aktuellen Vergleich sucht, landet man schnell beim Duo Jessie Buckley/Bernard Butler: Die irische Schauspielerin („Chernobyl“, „Fargo“, „Frau im Dunkeln“) und der frühere Suede-Gitarrist lieferten 2022 mit „For All Our Days That Tear The Heart“ ein ähnlich kompromissloses, melodiesattes Torchsong-Album ab wie jetzt The Waeve.

Dass Coxon (53) nicht der größte aller Popsänger ist, konnte man schon auf seinen Soloplatten seit „The Sky Is Too High“ von 1998 des öfteren heraushören (und jetzt beispielsweise auch wieder im ruppigen „Someone Up There“). Da passt es umso besser, dass Dougall (36) allzu herbe Sounds dämpft und aufhübscht. Schon beim Frauen-Trio The Pipettes und danach auf drei starken Alben unter eigenem Namen in den 2010er Jahren begeisterte ihr voluminöser Gesang, nun ist dieser Wohlklang gerade in streicherdurchwehten Barockpop-Balladen wie dem Albumhighlight „Undine“ hochwillkommen.

The Waeve haben sich gesucht und gefunden

In diesem fast achtminütigem Track zieht Dougall ihren Partner regelrecht mit, seine Stimme nimmt in dem zauberhaften Duett eine ungeahnte Weichheit an. Immer zärtlicher wird „The Waeve“ gegen Ende – auch „Alone And Free“ und „You’re All I Want To Know“ lassen darauf schließen, dass sich hier zwei gesucht und gefunden haben. Um den früher oft krisenanfälligen Graham Coxon (diverse Sucht- und Beziehungsprobleme) muss man sich also an der Seite von Rose Elinor Dougall offenbar keine Sorgen machen. Demnächst ist er dann auch wieder im Blur-Verbund live zu sehen – an der Seite von Damon Albarn (sein neues Album mit den Gorillaz erscheint am 24. Februar) und Dave Rowntree (dessen erste Soloplatte „Radio Songs“ kam am 20. Januar heraus).

„The Waeve“ von The Waeve erscheint am 03.02.2023 bei Transgressive Records. (Beitragsbild von Steve Gullick)

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