The Regrettes: Feel Your Feelings Fool! – Album Review

Ausgelassener Indie-Garage-Punk-Rock aus Los Angeles

von Gérard Otremba

Es wird der Musik von The Regrettes nicht gerecht, sie lediglich in die Schublade des Punkrock stecken zu wollen. Es ist nur eine Stilrichtung, der sich das Quartett aus Los Angeles bedient. Mit Indie-Rock, Garage-Pop, Rock’n’Roll sowie Fifties- und Sixties-Pop gehen Sängerin und Gitarristin Lydia Night, Gitarristin Genessa Gariano, Bassistin Sage Nicole (beide auch für die Backing Vocals zuständig) und Schlagzeuger Maxx Morando nicht minder behände um. Durch Support-Shows für Kate Nash, PINS und Deap Vally hat sich das Quartett in seiner Heimatstadt in den Vordergrund gespielt, nun dürfte der Hype mit der Veröffentlichung des Debütalbums Feel Your Feelings Fool! auch über die Grenzen der Stadt der Engel hinausreichen. Es wird wahrscheinlich ein vergleichbarer Rummel wie vor Jahresfrist um die spanische Frauencombo Hinds werden. Die Rotzigkeit, die Frechheit und die Attitüde des Unperfekten haben The Regrettes mit den Kolleginnen von Hinds sicherlich gemein.

Die Songs von The Regrettes  versteht Sängerin und Songschreiberin Lydia Night als Tagebucheinträge: „Meine Musik bildet die gesamte Bandbreite jeder Gefühlregung ab, die ich im vergangenen Jahr empfunden habe, und das hört man den Stücken auch an. All das, was in meinem Leben passiert, beeinflusst mich – ob es nun Typen oder Freunde sind, ich sauer auf Leute bin oder tief traurig. Einfach alles“, fast Night das Album zusammen. Diese grundehrliche Herangehensweise führt in ihren Texten zu Auslassungen über unreine Haut und zu kleine Titten („A Living Human Girl“) und streckt einem snobistischen Verehrer schon mal den Mittelfinger entgegen („Seashore“). Die deutlichen Worte („So you can just go fuck yourself“) verpacken The Regrettes in feinsten Girl-Pop mit der Indie-Rock-Emphase von Hole. Den ausgelassenen und galoppierenden Punkrock bei „Juicebox Baby“ garnieren The Regrettes  mit charmanten „Uh-uh“-Chören, ähnlich wie im durchgeschüttelten „Lacy Loo“ sparen sie mit den Sixties-Garage-Pop-Referenzen nicht.

Atemberaubende und angriffsfreudige Vintage-Gitarrenriffs dominieren die vorwärtsgepeitschten „Head In The Clouds“ und „Hot“, die Einflüsse der Indie-Queen Courtney Barnett sind im großartigen „How It Should Be“ deutlich spürbar und das partytaugliche „Hey Now“ lädt wie im Videoclip zum großen Schwof ein. Herrlich selbstironisch zeigt sich Lydia Night im knackigen Pogo-Punk „Ladylike/Whatta Bitch“ und das abschließende „You Won’t Do“ geht im großen Polter-Chaos unter. Von den fünf Minuten Lauflänge sollte man sich nicht täuschen lassen. Der Song endet abrupt nach zwei Minuten und hält noch eine hinreißende, sparsam instrumentierte Zugabe. Die fünfzehn Songs auf Feel Your Feelings Fool! sind ein munterer Karriere-Aufgalopp für The Regrettes. Die Musik macht Spaß und setzt gekonnte Indie-Garage-Punk-Rock-Nadelstiche. Darf so weitergehen mit The Regrettes.

„Feel Your Feelings Fool!“ von The Regrettes ist am 13.01.2017 bei Warner Music erschienen.

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