Psychedelisch bunt – oder eher grau und mies? Der Gitarrenpop von The Reds, Pinks And Purples romantisiert „die Wunder und Leiden der Welt“.
von Werner Herpell
Ja was denn nun? Schön psychedelisch kunterbunt – oder so mies wie englisches Wetter (und der ewig schlecht gelaunte Morrissey)? Wie die aktuelle Musik von The Reds, Pinks And Purples auf „The Past Is A Garden I Never Fed“ wohl klingen mag, kann man sich bei einem Blick auf die Bandcamp-Seite und die Songtitel dieses etwas obskuren Projekts von Glenn Donaldson aus San Francisco recht widersprüchlich ausmalen.
Ein Widerspruch zwischen Optik und Worten
Einerseits sind da also die herrlich farbenfrohen, an David-Hockney-Bilder erinnernden Album- und Single-Cover, die das Anschauen des Outputs von TRPAP zum puren Vergnügen machen. Andererseits lassen lange, oft pessimistische Songtitel wie „I Only Ever Wanted To See You Fail“, „Slow Torture Of An Hourly Wage“, „My Toxic Friend“ oder „What’s The Worst Thing You Heard?“ vermuten, dass dieser Herr Donaldson kein gar so frohsinniger Typ ist.
Also muss die Musik selbst den Widerspruch zwischen Optik und Titeln/Texten/Worten auflösen. Und die klingt ganz wunderbar, bezaubern die neuen rot-pink-lila-farbenen Songs doch mit einigen der prächtigsten Melodien, Gesangsharmonien und Arrangements, die psychedelisch angehauchter Gitarrenpop klassischer 80s/90s-Machart zu bieten hat.
Die Gitarren janglen federleicht
Angefangen beim tollen Opener über die Bedeutungslosigkeit von „another band“ für diese unsere Welt, bis zur akustischen Folk-Ballade „There Must Be A Pill For This“. Da janglen und perlen die Gitarren federleicht im Stil von Teenage Fanclub oder The Smiths, Bass und Drums treiben unaufdringlich voran, die Keyboards halten sich dezent im Hintergrund. Und über allem schwebt die melancholische Stimme von Donaldson, die mich an zwei meiner derzeit liebsten schottischen Sänger erinnert – an Frank Reader von den Trashcan Sinatras und Tam Killian von Wojtek The Bear.
Überhaupt finden sich im TRPAP-Sound so manche Anklänge an den nordbritischen Indiepop und Postpunk, von Aztec Camera über Orange Juice bis zu The Chameleons oder den schon erwähnten Teenage Fanclub. Donaldson selbst zählt Alternative-Pop-Ikonen wie The Go-Betweens, Guided By Voices, The Chills, Television Personalities, The Lemonheads und Spacemen 3 zu seinen Fixpunkten. Wer diesen Songwriter und sein kalifornisches Gitarrenpop-Projekt mit „The Past Is A Garden I Never Fed“ endlich besser kennenlernen will, findet hier tatsächlich den optimalen Einstieg.
Schöne „Postkarten“ von The Reds, Pinks And Purples
„Nachdem sie in den letzten sechs Jahren über 200 Songs geschrieben und acht Alben veröffentlicht haben, bringen The Reds, Pinks And Purples nun eine Sammlung bisher unveröffentlichter Tracks heraus, die weiterhin die Wunder und Leiden der Welt romantisieren“, schreibt das Label Fire Records – und bringt den hier eingangs festgestellten Widerspruch damit selbst auf den Punkt.
„Die Geschichte von The Reds, Pinks And Purples begann, als Glenn Donaldson Songs wie monatliche Postkarten an eine kleine, aber treue Fangemeinde verschickte“, heißt es ferner in der Album-PR. Dass eine Kompilation von 14 zuvor unveröffentlichten Stücken eine so kohärente 42-minütige Erzählung ergibt, spricht für die hohe Qualität der rot-pink-lila-farbenen „Postkarten“.
„The Past Is A Garden I Never Fed“ von The Reds, Pinks And Purples erscheint am 04.07.2025 bei Fire Records. (Beitragsbild: Pressefoto)