The Pierces: You & I

Harmoniesüchtiger Pop

von Gérard Otremba

Zwei Schwestern auf der Suche nach dem Glück. Beim Hören ihres vierten Albums „You & I“ muß man davon ausgehen, daß Catherine und Allison Pierce ihr Glück gefunden haben, jedenfalls in musikalischer Hinsicht. Denn hinreißenden Harmonie-Pop bieten The Pierces in Hülle und Fülle auf „You & I“. Man weiß gar nicht, wen man als nächsten umarmen soll, soviel beseelte Fröhlichkeit hinterlassen die meisten der elf Songs.

The Pierces gelingt mit „You’ll Be Mine“ perfekter Mainstream-Folk-Pop

Der Eröffnungssong „You’ll Be Mine“ zum Beispiel nimmt einen mit seinen ABBA-Harmonien sofort gefangen. Man muß schon ein grobschlächtiger Gefühlsklotz sein, um diesen Schwesterngesängen widerstehen zu können. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Agnetha und Anni-Frid ist den Pierce-Sisters auch noch gegeben und diesen herzallerliebsten Retro-Charme vermitteln sie mit jedem Akkord. Es steckt nicht soviel Disco dahinter wie bei ABBA, dazu sind die Folk-Elemente dann doch zu ausgeprägt, trotz der süßlichen Keyboards. Akustische Gitarren und Glockenspiel trumpfen nicht minder auf. Alles scheint hier im Fluß zu sein, zugegeben im Mainstream-Fluß, schöner kann der Mainstream-Pop nun wirklich nicht klingen. Und man kann sich Catherine und Allison nur allzu gut vorstellen, wie sie barfuß mit langen leichten Kleidern durch Felder und Bäche springen, zwei zu spät geborene Hippie-Mädchen schaffen sich ihre eigene Welt. Das Video zum Song sagt alles.

Melancholische Harmoniegesänge und verführerischer Dream-Pop

„It Will Not Be Forgotton“ ist vielleicht sogar der noch charttauglichere Song. Leichte Melancholie mischt sich in die Harmoniegesänge, schließlich besingen Catherine und Allison Pierce „the day you left me here on this avenue“. Da darf man schon mal melancholisch werden. Und trotzdem ist dieser Song aus einem Guß komponiert. Die sanften Keyboardklänge, die perlenden Gitarren, dieses Stück strotzt nur so vor Melodieseligkeit. Die Cardigans sind da nicht weit entfernt. Zum Niederknien dann der Sirenengesang bei „We Are Stars“. Verführung pur, wie die beiden „And i just wanna be loved by you“ herzzerreißend ins Mikrofon hauchen. Dream-Pop wie er besser nicht sein kann. Diesen beiden Elfen folgen wir bereitwillig überallhin. Die Euphorie kennt bei „Glorious“ dann gar keine Grenzen mehr, so sehr steigern sich die aus Alabama stammenden Catherin und Allison Pierce in einen beschwingten Rausch. Ähnlich verhält es sich mit „Kissing You Goodbye“, allerdings mit einer Prise Schwermut versehen, während „Love You More“ sogar mit einer für Pierces-Verhältnisse kraftvollen E-Gitarre aufwartet.

Mit himmlischen Gesängen schaffen The Pierces Platz 4 in den UK-Charts

Ganz zart und schmachtend erleben wir die Pierces zu „The Good Samaritan“, „Close My Eyes“ vermittelt eine Laid-Back-Stimmung mit Chris Rea-Gitarre und ELO-Streichern und „Drag You Down“ entpuppt sich als gefällige Midtempo-Nummer. Bei „Space & Time“ schweben die Schwerstern dann tatsächlich etwas zu weit weg, versöhnen dann aber zum Abschluß mit „I Put Your Records On“, himmlischer Gesang, begleitet von einer akustischen Gitarre. In den UK-Charts schafften die Pierces mit „You & I“ sogar Platz 4. Es wird spannend zu beobachten sein, wieviele Hörer sie mit ihrem ansteckenden Harmonie-Folk-Pop in Deutschland überzeugen können.

„You & I“ von The Pierces erscheint am 23.09.2011 bei Polydor/Universal.

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