The Notwist: Vertigo Days – Albumreview

The Notwist credit Johannes Maria Haslinger

Feingliedrig arrangierte und facettenreiche neue Songs von The Notwist

Ruhig geht es zu auf dem neuen Album von The Notwist. War der Vorgänger „Close To The Glass“ noch ein bunter und hochgradig vielseitiger Krautrock-Trip mit in Teilen explosiven Jams, ist dieses Album hier eine durchweg introvertierte Angelegenheit. Die beiden Acher-Brüder drosseln Tempo und Lautstärke drastisch und arbeiten in den 14 Stücken dafür mehr in die Tiefe. Eine weitere Neuerung ist der geöffnete Kreis an Musikern, der mitgewirkt hat. Die japanische Sängerin Saya (auf dem verhältnismäßig donnerndem „Ship“) ist ebenso mit von der Parierte wie der amerikanische Multi-Instrumentalist Ben LaMar Gay („Oh Sweet Fire“), Angel Bat Dawid („Into The Ice Age“), Zayaendo („Into Love Again“) und die argentinische Sängerin Juana Molina („Al Sur“). Sie geben dem Sound der Band eine internationale Ausrichtung.

Ausgetüftelt und feingliedrig

The Notwist Vertigo Days Cover Morr Music

Das hier versammelte Material ist derart feingliedrig arrangiert und durchdacht, dass man mehrere Durchgänge benötigt, um die ganzen Facetten zu durchdringen. „Exit Strategy To Myself“ zum Beispiel hat durch die ausgetüftelte Soundwahl der einzelnen Instrumente eine Raumtiefe, die beeindruckend ist. In Tracks wie „Ghost“ werden über eine sich immer wiederholende rhythmische Figur verschwenderisch Ideen aufgetürmt, dass es einen staunen lässt. „Into Love Again“ am Ende des Albums klingt wie der nostalgische Abspann zu einem Film, zu dessen Kinobesuch man sich noch Jahre später gratulieren wird.

The Notwist verlassen sich nicht auf Altbewährtes

„Vertigo heißt Schwindel und schwindelig“, sagt Markus Acher. „Alles steht Kopf. Von einem Moment auf den anderen kann sich alles ändern. Nix ist fix. Das ist eigentlich etwas rein Persönliches, was jeder im Leben mal erlebt. Es hat aber dann, als wir die Platte fertig gemacht haben – während Lockdown und Corona – natürlich eine ganz andere globale Bedeutung bekommen und die erzählt nochmal eine ganz andere Geschichte.“ Den neuen Stücken merkt man diese Haltung an. The Notwist verlassen sich nicht auf Altbewährtes. Und so ist „Vertigo Days“ ein suchendes Album geworden, eines, mit dem The Notwist nicht nur Zeit und Umwelt spiegeln, sondern auch Trost suchen im Zusammenschluss und in neuen Formen. Ein clevere, bewegendes und inspirierendes Werk.

„Vertigo Days“ von The Notwist erscheint am 29.01.2021 bei bei Morr Music. (Beitragsbild von Johannes Maria Haslinger)

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