Detailfreudige Indie-Pop- Bereicherung aus Berlin
von Gérard Otremba
Unfolding The Days heißt das zweite Album der Berliner Indie-Pop-Rock-Formation The Morning After. Sänger und Keyboarder Nils Hartung, Gitarrist Michael Smosarski, Bassist und Keyboarder Timo Meuser sowie Schlagzeuger Johannes Zinken beschäftigen sich auf Unfolding The Days mit Erinnerungen an Kindheit und Jugend. Eine durchgehende melancholische Stimmung ist dem Longplayer eigen, wehmütig, sehnsüchtig und verträumt, aber nicht nostalgisch verklärend. Man fühlt sich schnell wohl im melodieverliebten Gitarren-Pop, wenn er so fluffig und leicht arrangiert klingt wie im Opener „Shorelines“, oder von beherzter Gradlinigkeit dominiert wird wie bei „Head / Heart“, das sich zwischen The House Of Love und The Godfathers einpendelt. Noch mehr entwaffnenden Indie-Pop bieten The Morning After mit „Symmetry“, das zwar den Indie-Pop feiert, aber jedem Mainstreamradio gut zu Gesicht stünde und mit einer geradezu unverfrorenen Catchyness daherkommt und die perfekte Balance zwischen Indie und Mainstreamtauglichkeit findet.
Zwischen Melancholie und Opulenz changiert „Sweet Destroyer“, während das ruhige „The Light“ mit funkigen Einlagen und 80er Synthie-Klängen aufwartet. Große Wehmut umfängt einen in „Woohoo Pt. I (Another Life)“ und sehnsüchtiger, ganz und gar filigraner Folk-Pop nimmt uns in „Suit Up“ gefangen. Ganz sanft und reduziert die Geschichte von Caroline, Jimmy und Jenny in „’99“, vergleichsweise dunkel und unheilvoll, jedoch von gar lieblichen Passagen unterbrochen, brüstest sich „Deepest Oceans“ und „Over And Over“ hat die Melancholie vereinnahmt, endet aber in einer gar theatralischen, durch schmetternde Chorgesänge geprägten Art. Die an The Head And The Heart erinnernde Ballade „Woohoo Pt. II (Maybe Tomorrow)“ beendet Unfolding The Days, ein Album, das den Indie-Pop nuanciert und detailfreudig bereichert.
„Unfolding The Days“ von The Morning After ist am 22.05.2015 bei Timezone Records erschienen.