Glückselige Melodieverliebtheit im Hamburger Logo
von Gérard Otremba (Beitragsfoto: Karsten Jahnke GmbH)
Das Vorprogramm beim Gig von The Magic Numbers am 01.11.2014 im Hamburger Logo bestreiten Goldheart Assembly. Die sonst als Quintett spielende Indie-Pop-Band aus London tritt im Logo als akustisches Duo auf. Die Sänger und Gitarristen James Dale und John Herbert verzücken mit harmonischen Folk-Gesängen, die unweigerlich an die Everly Brothers erinnern. Überaus sympathisch und witzig moderieren Dale und Herbert durch das Set und spielen als Verbeugung vor Hamburg und dieser großen Band aus Liverpool, „Baby, It’s You“, ein Song von Burt Bacharach, Luther Dixon und Mack David, den die Beatles für ihr erstes Album Please Please Me aufnahmen. Man hätte Goldheart Assembly gerne noch länger zugehört.
Die schwärmerischen Magic Numbers
The Magic Numbers sind romantische Träumer, Schwärmer mithin, die in opulenten Melodien schwelgen. Tanzbare Uptemposongs und melancholische Balladen gehören wie selbstverständlich zum Repertoire des Londoner Quartetts. Die Geschwisterpaare Romeo und Michele Stodart sowie Angela und Sean Gannon verzücken seit fast einer Dekade und vier Alben die Indie-Pop-Gemeinde mit Harmoniegesängen und superben Hooklines, zuletzt auf dem vor wenigen Wochen veröffentlichten Longplayer Alias nachzuhören. Mit dem sanft beginnenden und sich in psychedelische Gefilde emporschwingenden Album-Opener „Wake Up“ eröffnen die Magic Numbers das Konzert, genießen den hymnischen und traumhaften Pathos von „You K(no)w“ und huldigen mit dem elegischen „Roy Orbison“ einen der ganz großen der Popgeschichte. Mit drei Songs des ersten, selbstbetitelten Albums geht es weiter, der Klassiker „Forever Lost“ für die Tanzbären, das ruhigere „Love’s A Game“, garniert mit einem „People Get Ready“-Mittelteil, und „I See You, You See Me“ für die schwermütigen Romantiker. Vom dritten Album The Runaway spielen The Magic Numbers das von Bassistin Michele Stodart intonierte „Why Did You Call?“ sowie das majestätische „The Pulse“.
Coverversionen und Magic Numbers-Klassiker
Bei Auftritten der Magic Numbers ist immer viel los auf der Bühne. Während sich Sean Gannon auf seine Drums konzentrieren kann, Romeo Stodart die meisten Leadvocals übernimmt und die E-Gitarre bedient, hat Angela Gannon mit Keyboard, Melodica, Glockenspiel, Trommel, Backing- und Leadvocals alle Hände voll zu tun. Herausragend ihr trauriger und souliger Gesang bei „Thought I Wasn’t Ready“, das aus dem euphorisch gerockten „Shot In The Dark“ entspringt. Über das halbakustische, aber von Michele Stodart perkussiv vorangetriebene „Take A Chance“ vom Those The Brokes-Album, das mit einem fließenden Übergang zu „Rhiannon“ von Fleetwood Mac aufwartet, und dem fast sinisteren „Enough“ kulminiert das Konzert im überschwänglichen und aufputschenden „Love Me Like You“. Ein furioser Song für die Ewigkeit. Im Zugabenblock frönen die Magic Numbers gemeinsam mit ihren Supportgästen von Goldheart Assembly und Bannerman, die den Abend mit einem kleinem Folk-Noir-Set eröffneten, einigen Coversongs, wie dem 60er-Jahre-Eays-Listening-Klassiker „The End Of The World“, sowie „The Night Before“ von Lee Hazelwood und „Harvest Moon“ von Neil Young, dessen Sommer-Deutschlandkonzerte die Magic Numbers eröffnen durften, bevor nach zwei Stunden Spielzeit das ausgelassene und stürmische „Mornings Eleven“ den begeisternden Auftritt der Magic Numbers im Logo beendet. Vier Jahre sind seit dem letzten Hamburg-Konzert im Knust vergangen, hoffen, wir, dass die Pause bis zum nächsten Auftritt kürzer ausfällt, denn die Musik von The Magic Numbers macht süchtig.