The Limit: Caveman Logic – Albumreview

The Limit by Roberto Raposo

Proto-Punk und ekstatischer Schweinerock von The Limit

Gipfeltreffen der Proto-Punk sowie Doom-Metal Ikonen – but don‘t call it „Supergroup“. Laut Interview im aktuellen Ox hört das Gitarrist Sonny Vincent nämlich gar nicht gerne. Sonny Vincent – das bedeutet 45 Jahre US-Punkrock-Historie mit unzähligen Tonträgern. Bedeutet weiterhin: „Peer“ von kommerziell erfolgreicheren Rockern wie den Stooges, den New York Dolls oder den Ramones. Im Gegensatz zu denen verfügt Vincent zwar unter einem ebenso astreinen Ruf unter Insidern, jedoch nicht über die kommerzielle Anerkennung, die ihm deswegen zusteht. Eine familiäre Tragödie ließ ihn darüber hinaus jahrelang von der Musik pausieren.

Außerdem dabei: Bassist Jimmy Reccar. Er spielte sogar bei den Stooges – zwar nur ein knappes halbes Jahr, aber immerhin. Die portugiesische Doom-Metal-Band Dawnrider steuert mit Drummer J.P.Ventura sowie Gitarrist Hugo Conim zwei Klangfarbenschmiede dazu. Bleibt die (neben Vincent) weitere Stimme, die von niemand geringerem als Bobby Liebling addiert wird: kultiger wie häufig absenter Frontmann der einflussreichen US-Doomer Pentagram. Liest sich gut, hört sich ebenso gut an. Gastauftritte der Gitarristen von Die Krupps,  Bevis Frond sowie U.D.O. schaden der Chose ebenso wenig.

Überzeugender Hardrock, aber kein Doom von The Limit

The Limit Caveman Logic Cover Svart Records

Lässig schon der Platten-Einstieg mit dem vorveröffentlichtem „Kitty Gone“ – überzeugender Hardrock, jedoch kein Doom. Auf den kann man trotz der illustren Beteiligung lange warten: laut besagtem Interview im Ox schrieb Vincent die Stücke und schickte sie zur „Doom- Produktion“ nach Portugal. Von da gingen sie zu Liebling, der die Songs lieber im Vincent-typischen Klanggewand singen wollte.

Das funktioniert am Ende vortrefflich. Lieblings Stimme passt. Songs wie das treibende „Black Sea“ verbinden punkige Sing-a-longs mit dem sonoren Ausdruck des abgeklärten alten Herrn Bobby Liebling. Die Gitarren dazu überzeugen jeden Freund von ekstatischem Schweinerock, egal ob von kurzen oder langen Haaren performt. Sonny Vincent singt auch, z. B. bei „Human vs Nature“, das mit leichtem Psych-Einschlag auf den Saiten punktet. Ausfälle gibt es für den Freund solcher Klänge nicht zu entdecken: im schlechtesten Fall klingt es solide; im besten, wie beim Rausschmeißer „When Life Gets Scorched“ (beide Vokalisten singen hier) ärgert man sich, dass die Musik nach den obligatorischen vier Minuten viel zu früh endet.

Ein Vergnügen für Freunde von klassischem Proto-Punk

Die zwölf Stücke knallen frisch und sind ein Vergnügen für jeden Freund von klassischem Proto-Punk sowie derbem Hardrock. Sonny Vincent sei dafür gepriesen, jede Unze Bares ihm dafür gegönnt. Einzig die Personalie Liebling macht es schwer, zum Kauf zu raten. Nicht wegen seiner drogensuchtbedingten Unzuverlässigkeit in der Vergangenheit oder dem von ihm zelebrierten emotionalem Missbrauch, der anschaulich in dem Film „Last Days Here“ dargestellt wird. Eventuell sogar weniger wegen der von ihm verbüßten Haftstrafe, die er wegen gewalttätiger Übergriffe auf seine Mutter abgesessen hat.

Spätestens jedoch seine Übergriffe gegen die zum Teil weiblichen Vorbands der Pentagram-Tour 2016, verbunden mit Rape-Jokes auf der Bühne (wie vice.com berichtet) offenbaren ihn als einen misogynen Unsympathen, den man ungern finanziell unterstützen möchte. Der Albumtitel strotzt also entweder vor Selbstironie oder ist aus anderen Gründen gut gewählt. An der Güteklasse dieser Scheibe ändert das nichts – im Zweifelsfall haue ich mein Geld jedoch lieber für andere Acts raus, vorzugsweise welche mit weiblicher Beteiligung. Da gibt es auch im heftigen Rock eine große Auswahl, die viel zu oft unter dem Radar schwebt. Sorry, Sonny.

„Caveman Logic“ von The Limit erscheint am 09.04.2021 bei Svart Records. (Beitragsbild von Roberto Raposo)

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