The Libertines: All Quiet On The Eastern Esplanade

The Libertines credit Ed Cook

Viertes Album von The Libertines. Können die Briten mit „All Quiet On The Eastern Esplanade“ an frühere Glanztaten anknüpfen?

von Gérard Otremba

Rückwirkend betrachtend haben The Libertines prinzipiell alles richtig gemacht. 2002 den Rock’n’Roll mit dem fulminanten Debütalbum „Up The Bracket“ aufgemischt, zwei Jahre später ein meisterliches, selbstbetiteltes Zweitwerk auf den Markt gebracht und dann mal alles schön sein lassen. Während die Song-Qualität der meisten anderen Indie-Bands der letzten 20 Jahre nach einem häufig bahnbrechenden Debüt zunehmend zu wünschen übrig ließ, entgingen The Libertines diesem Dilemma auf ihre Weise. Okay, Carl Barât hatte natürlich alle Gründe, nicht mehr mit seinem immer unzuverlässigeren partner in crime Pete Doherty zusammenzuarbeiten. Dessen drogenbedingten, selbstzerstörerischen

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Eskapaden bedienten zwar den Musikboulevard, hilfreich für eine intakte Band waren sie sicherlich nicht.

Das Feuer brennt

The Libertines All Quiet On The Eastern Esplanade Cover Universal Music

Nach elf Jahren Pause dann also erst 2015 das dritte, wieder sehr gute Album „Anthems For Doom Youth“ und vor zwei Jahren eine Tour zum 20-jährigen Bestehen von „Up The Bracket“ (Sounds & Books berichtete). Für ein weiteres Album ließen sich die Briten nun neun Jahre Zeit und offensichtlich tat ihnen auch diese Studio-Unterbrechung richtig gut. Barât, Doherty sowie Bassist John Hassell und Schlagzeuger Gary Powell müssen sich nicht mehr wie gerade aus dem Teenageralter entsprungene Früh-Zwanziger aufführen und dementsprechend fallen die Songs von „All Quiet…“ zwar nicht mit mehr so ungezwungen wüst aus, ihr Feuer haben die Libertines indes nicht verloren.

The-Libertines-Highlights

Das bewies der Vierer bereits mit dem von uns zum Song des Tages gekürten Vorabtrack „Run Run Run“, gleichzeitig formidabler Kracher und Album-Opener. Auch „Have A Friend“, „Oh Shit“ und „Be Young“ gehören zur eher lärmlastigen Songfraktion des neuen Werks. Dass Barât und Doherty aber ihren Sinn für herrliche Melodien nicht verlernt haben, gehört zu den noch erfreulicheren Aspekten von „All Queit…“. Das wehmütige wie überwältigende „Merry Old England“ mit seinem Chor und Streicherarrangement erweist sich als absolutes Highlight des Longplayers. Auch das zarte „Night Of The Hunter“ sowie das majestätische „Shiver“ entpuppen sich als Höhepunkte in der Karriere von The Libertines. Im Letzteren singt Doherty „Reasons to stay alive, not to die at 25“. Wie gut, dass er nicht so jung gestorben ist und die Kurve gekriegt hat. Und mit den Libertines erneut ein vorzügliches Albumaufgenommen hat. Auf ein Wiedersehen in circa zehn Jahren.

„All Quiet On The Eastern Esplanade“ von The Libertines erscheint am 05.04.2024 bei Universal Music. (Beitragsbild von Ed Cook)       

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