The Gentle Lurch: Workingman’s Lurch – Album Review

Vielschichtiger Americana-Sound aus Dresden

von Gérard Otremba

Phänomenal, wie man musikalisch manchmal in die Irre geführt werden kann. Beim Hören von Workingman’s Lurch von The Gentle Lurch deutet wahrlich nichts, aber auch gar nichts, auf die (ost)deutsche Identität der Band hin. Und doch stammen die Bandmitglieder von The Gentle Lurch aus dem Erzgebirge sowie der Gegend um Chemnitz und sind in Dresden beheimatet. Auf Workingman’s Lurch, ihrem dritten Album nach From Around A Fire aus dem Jahre 2007 und The Beat Of The Heart Is The Beat Of The Boss von 2009, experimentieren The Gentle Lurch mit dem Americana-Genre, mixen Folk, Country und Spurenelemente der Popmusik versiert zu einem neuen Großen und Ganzen. Auffällig und prägend für den Sound von The Gentle Lurch ist der stoische Sprechgesang von Sänger und Gitarrist Lars Hiller, der an Kurt Wagner von Lambchop, Stuart Staples von Tindersticks sowie Bill Callahan und Leonard Cohen erinnert. Ihm als Antipode steht Pianistin Cornelia Mothes gegenüber, die, je nach Bedarf, für die stimmliche Pop-, Gospel- oder Blues-Note sorgt. Gitarrist Frank Heim, Bassist Tim Lippold und Schlagzeuger Ronny Wunderwald komplettieren die Band.

Die Songs auf Workingman’s Lurch mäandern durch Zeit und Raum, legen falsche Spuren, wechseln die Richtung. So trostlos das im Albumartwork abgebildete (Alt-)Neubaugebiet in Dresden auch ist, so vielschichtig und interessant sind die Songs auf Workingman’s Lurch geworden. Beim Opener „The Darkest Grove Of Pines“, das zu Beginn mit einer Klarinette aufwartet, verschleppen The Gentle Lurch das Tempo fast bis zum Stillstand, bevor sich im Mittelteil hypertraurige Streicher in den Vordergrund schieben. Überschwänglich und galoppierend das von Cornelia Mothes gesungene „Cannot“, während das von Hiller und Mothes vorgetragene „All Things Come“ mit einen legeren Jazz-Country-Twang überzeugt. Über den Blues-Gospel-Soul von „On How To Tamp Leaks“ steigern sich The Gentle Lurch bis ins Dramatische der wohl eindrucksvollsten Songs „Workingman’s Lurch“ und „Some Pieces Of Advice To The Golden Bream“. Ebenfalls herausragend das von einem Banjo vorwärtsgetriebene „Our Bodies Became The Ground“ und das rauschhafte „Don’t Tell Me, My Brother“. Songs, die berühren und nachdenklich stimmen. Schön, eine so abseitige wie begnadete, mit Ecken und Kanten versehene, Band in Deutschland, respektive Dresden zu wissen.

 „Workingman’s Lurch“ ist am 25.07.2014 bei KF Records erschienen.

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