Die Therapiesitzung des Jonathan Pierce
Von einer Band zu einem Einmannunternehmen. Nachdem alle Mitglieder von The Drums nach und nach ausgestiegen sind, blieb Sänger Jonathan Pierce plötzlich allein zurück. Davon desillusionieren ließ er sich nicht und nahm Abysmal Thoughts im Alleingang auf. Pierce schrieb alle Songs selbst und spielte auch alle Instrumente ein. Bei der Abmischung half dann noch Produzent und Tontechniker Jonathan Schenke. Das vierte Album von The Drums also ein Solo-Werk und ein sehr persönliches dazu. Die „schrecklichen Gedanken“, wie der Albumtitel in etwa übersetzt heißt, verpackt Jonathan Pierce aber dann doch lieber in gefällige Popmelodien.
Die Texte kreisen um die Themen Schmerz, Leid und Selbstreflexion, zwischen Schwermut und Hoffnungsschimmer changierend. Der Mischung aus 50er-Surfpop und 80er-Indiepop bleibt Pierce treu ergeben. Viel Twang, viel Jingle-Jangle-Gitarren und eine Prise New Wave kennzeichnet Abysmal Thoughts, ein Album, dessen Aufnahmeprozess Pierce als eine „Langstreckentherapiesitzung“ bezeichnet. Aber immerhin half ihm die Heilungskraft seines Künstlerdaseins über die persönlichen Ängste hinweg und er verliebte sich wieder in die Musik. Fast gebetsmühlenartig und nachdrücklich wiederholt Jonathan Pierce im Opener „Mirrror“ die Zeile „I look in the mirror when the sun goes down / I ask myself, who are you now?“.
Eine Frage, die er momentan nicht beantworten kann, aber einige feine Songs hat er für Abysmal Thoughts komponiert. Das saloppe „Blood Under My Belt“, das ähnlich wie „Mirrror“ nach The Smiths schreit. Oder das mehr an The Cure erinnernde „Heart Basel“, das kosmisch-schwebende „Head Of Horse“, das mit einem Smooth-Saxophon aufwartende „Your Tenderness“ und der charmante Sixties-Pop von „Rich Kids“ und das intime „If All We Share (Means Nothing)“. Keine Überflieger-Platte, aber grundsolider Indie-Pop mit Ausschlägen nach oben.
„Abysmal Thoughts“ von The Drums ist am 16.06.2017 bei Anti- / Indigo erschienen.
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