The Coral live in Hamburg

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Ein souveränes und zu kurzes Konzert

von Gérard Otremba

Der Konzertabend im Knust beginnt mit der österreichischen Band Deckchair Orange. Die Gruppe spielt im Vorprogramm von The Coral einen soliden Synthie-Gitarren-Rock-Pop und hat mit dem Titel „Rose“ eine ähnlich eingängige Hymne wie The Coral mit „Jacqueline“ im Gepäck.

Der psychedelische Einklang von The Coral

The Coral beginnen ihren Gig mit „Goodbye“ und die aufgekratzten Gitarren im Mittelteil weisen in die psychedelische Richtung des Konzertes. Sänger und Gitarrist James Skelly und seine Musiker entführen ihre Fans auf eine Zeitreise in die End-60er, mit abgespacesten Klängen zwischen Grateful Dead und Buffalo Springfield, aber mit den kürzeren Songs. Natürlich ist das Epigonentum bei The Coral stark ausgeprägt, jedoch sind den Engländern einige ganz vorzügliche Songs in ihrer nun gut zehn Jahre währenden Karriere gelungen. Ganz viele von diesen wunderbaren Stücken sind auf der aktuellen, 2010 erschienenen CD „Butterfly House“ zu finden.

The Coral schweben zwischen Hippieseligkeit, Folk und Glam

Mit einem davon, „1000 Years“, setzen The Coral das Konzert fort. Sehr schwebend und hippieesk das Ganze, Crosby, Stills, Nash and Young auf einem endlosen Trip. „She’s Coming‘ Around“, ebenfalls von „Butterfly House“, gerät zwar erdiger, flotter und dringlicher, aber das Farbenfrohe und Ausladende wohnt auch diesem Song inne. Ein wirklich ganz herzallerliebstes Lied ist The Coral 2007 mit „Jacqueline“ eingefallen. Beschwingt und melancholisch, traurig und fröhlich zugleich, da will man vor lauter Dankbarkeit schon mal die ganze Welt umarmen. Das ganz neue „She Rides“ entpuppt sich als stampfender Blues-Rock mit einem Schuss Glam-Rock versehen, während „Simon Diamond“ die folkige Seite von The Coral zeigt. Verspielten Folk-Pop liefern The Coral mit „Pass It On“ und „Roving Jewel“ lädt wiederum zur großen Geste ein.

Ein leider zu routiniertes und zu kurzes Konzert

Das Titelstück der letzten CD, „Butterfly House“, mahnt wieder an die spacige und psychedelische Zeit von Buffalo Springfield sowie Arthur Lee und seiner Gruppe Love. Dann geht auch alles ganz schnell. Noch ein ruhiges „Walking In The Winter“, bevor bei „In The Rain“ für Coral-Verhältnisse kräftig aufs Tempo gedrückt wird. Etwas Punk, etwas Oasis und fertig ist der Song. Auch „Spanish Main“, „Bill McCai“ und „I Remember When“ werden durchgepowert und mit dem sehr schönen „Rebecca You“ ist nach 60 Minuten Schluss. Drei Zugaben, das Beatles-Cover „Ticket To Ride“, das großartige „Dreaming Of You“ und „North Parade“, folgen und nach leider nur 70 Minuten ist schließlich alles vorbei. Okay, The Coral spielen 18 Songs, aber bei der Kürze der selbigen wären einige Minuten mehr Spielzeit wünschenswert gewesen. So bleibt ein durchaus fader Beigeschmack eines routinierten, aber letztendlich zu kurzen und an einigen Stellen etwas lieblos dargebotenen Konzertes.

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