The Beatles: On Air – Live At The BBC Volume 2

The Beatles auf dem Weg zum Weltruhm, live, witzig und charmant

von Gérard Otremba

Nachdem sich die Beatles zu Beginn der 60er-Dekade in diversen Hamburger Clubs auf St. Pauli, wie dem Indra, dem Kaiserkeller, dem Top Ten Club und dem Star Club, mit unzähligen Live-Auftritten die Sporen verdienten, merkt man ihnen bei den BBC-Sessions neben der sprühenden Spielfreude auch eine gewisse nonchalante Lässigkeit und Coolness an. Bereits 1994 erschien die erste Doppel-CD der Beatles-Gastspiele bei der BBC, nun folgen also weitere Mitschnitte der Fab Four aus den Jahren 1963-64. In diesen Jahren eroberten die Liverpooler mit Hits wie „Please Please Me“, „She Loves You“ und „I Want To Hold Your Hand“ die Welt und entfachten die berühmte Beatlemania.

Selbstredend sind die drei Smash-Hits in enthusiastischen Versionen auf Live At The BBC Volume 2 zu hören. Zu den weiteren bekannten hier versammelten Beatles-Eigenkompositionen zählen „I Saw Her Standing There“, „From Me To You“, „And I Love Her“ und „I Feel Fine“. Bereits auf ihren regulären Studioalben bis 1965 huldigten John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr ihren musikalischen Helden und coverten diverse Rock’n’Roll- und Doo Wop-Songs, die logischerweise einen Großteil der Aufnahmen der BBC-Sessions ausmachen. Viele davon bislang nicht offiziell bei der Beatles-Plattenfirma EMI veröffentlicht, wie ihre Variante des Ray Charles-Klassikers „I Got A Woman“ oder die Chuck Berry-Nummer „Memphis, Tennessee“. Ebenfalls von Chuck Berry stammt der Song „I‘m Talking About You“, das genauso wie „Beautiful Dreamer“, ein alter amerikanischer Standard, noch gar nie in der Beatles-Version veröffentlicht wurde. Live At The BBC Volume 2 ist genau wie Teil eins ein wunderbares Stück Musikgeschichte.

Es zeigt die Beatles in ausgelassener Stimmung zwischen  Rock’n‘Roll („Lucille“, „The Hippy Hippy Shake“, „Twist And Shout“, „Roll Over Beethoven“, „Long Tall Sally“) und Herz-Schmerz-Ballade („Anna“, „Misery“, „P.S. I Love You“, „If I Fell“, „And I Love Her“) aus einer Zeit, in der das Radiohören noch etwas Subversives darstellte und nicht jeder Song beliebig auf einem MP3-Player landete. Kurze Interview-Schnipsel untermauern den charmanten Witz von John, Paul, George und Ringo, die auf Bonus Interview Tracks noch ausführlicher zu Wort kommen. Ein Booklet mit ausführlichen Linernotes rundet das Hörvergnügen ab. 1965 schrie dann John Lennon seinen Hilfe-Ruf heraus, Drogen kamen ins Spiel und mit „Rubber Soul“, „Revolver“, „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“, dem „White Album“, „Abby Road“ und „Let It Be“ folgten die Beatles-Meisterwerke für die Rock-Pop-Geschichte. Auf Live At The BBC gibt es The Beatles noch als knuffige, der Live-Musik verschriebene Rock’n’Roll-Band zu hören, mit vielen genialen Momenten.

The Beatles: On Air – Live At The BBC Volum 2 ist am 08.11.2013 bei Universal erschienen. Erhältlich auch als Collection zusammen mit Live At The BBC Volume 1 – Remastered Version.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentare

  • <cite class="fn">Benjamin Dietze</cite>

    Der Song heißt: „Talking *ABOUT* you“ und wurde durchaus schon in einer Beatlesversion veröffentlicht, nämlich auf dem 1977er Album: „Live at the Star Club“, das Aufnahmen von der Reeperbahn von 1961 oder ’62 enthielt und in Deutschland als Reimport aus Israel erhältlich war. Nach allem, was ich bisher an Previews der BBC-Version gehört habe, gefällt mir zumindest bei diesem einen Song die Performance aus dem Star Club bisher, die fast schon nach einer Urform von Heavy Metal klingt. Nur die Tonqualität ist da eben leider unterirdisch.

    Aber natürlich ist das kein Grund, sich das neue BBC-Album der besten Band der Welt entgehen zu lassen, die bei der BBC sowieso weniger auf den Putz zu hauen schien, sondern von den dortigen Performances her mit wenigen Ausnahmen generell braver, adretter, respektvoller und durchaus eleganter klang, was meiner Meinung nach schon bei Volume 1 besonders den Balladen, B-Seiten-Covern, verstiegenen R’n’B- bzw. Skifflenummern (die wohl sowieso eine etwas anspruchsvollere Spielweise als einfacher Hau-drauf-Rock’n’Roll erfordern) und vor allem dem Nostalgiefaktor zugutekommt.

    Und wer die Respektlosigkeit und den scharfen, anarchischen Witz der jungen Beatles sucht, wird natürlich wieder in den eingestreuten Dialogteilen vollauf fündig werden.

Kommentar schreiben