Temples: Sun Structures – Album Review

Eine atemberaubende Psychedelic-Rock-Pop-Platte der englischen Formation Temples

von Gérard Otremba

„Alles so schön bunt hier“, möchte man frei nach Nina Hagen den vier jungen Herren der englischen Band Temples zurufen. Doch nicht die Farben der Glotze haben es Temples angetan, sondern die Farbspektren kaleidoskopartiger Bilder. Diese jedenfalls evoziert die psychedelisch durchsetzte Musik auf dem Debütalbum Sun Structures, das die Band in ihrem Heimatort Kettering aufgenommen hat. Sänger und Gitarrist James Bagshaw ließ es sich nicht nehmen, das Album gleich selbst zu produzieren und gemeinsam mit Bassist Tom Warmsley, Drummer Sam Toms und Keyboarder Adam Smith entführt er uns in kosmische Dimensionen, wie sie Mitte und Ende der 60er Usus waren. Psychedelic-Pop-Rock zwischen den frühen Pink Floyd, den Byrds  und den Beatles. Es gab immer mal wieder Bands, wie The Coral oder Kula Shaker, die sich diesem Sound näherten, und so gelungen einige Songs und Platten auch waren, Temples setzen mit Sun Structures neue Maßstäbe. Bewusstseinserweiternde Musik mit 12-saitiger Gitarre, verhallten Backing Vocals und transzendentalen Keyboardpassagen, so geht es mit dem grandiosen, melodiebeseelten „Shelter Song“ los.

Dass sich die Musik von Temples auch aus den Büchern der Drogen-Experimentierfreaks Aldous Huxley und Timothy Leary speist, liegt auf der Hand. Der treibende Beat im Titelsong wird durch verzerrte Fuzz-Gitarren und bedrohlich erschallende „Ahahah“-Chöre unterstützt, während „The Golden Throne“ einen fast lieblich verträumt-melancholischen Charakter erhält und „Keep In The Dark“ gar lustig am Glamrock von T. Rex anklopft. Temples halten auf Sun Structures die Spannung hoch und erfreuen mit jedem neuen Song. Zu den Höhepunkten der mit fulminanten Stücken gesegneten Platte gehört zweifellos „Colours To Life“, wo flirrende Keyboardteppiche und Harmoniegesänge prächtig miteinander verwoben werden. Auch die spacige Soundcollage von „A Question Isn’t Answered“, mit Handclapping, fetter Orgel, himmlischen „Ahahah“-Chören, satten Gitarrenriffs und abdriftenden Keyboards macht Lust auf mehr. Und Songs wie das überaus charmant poppige „The Guesser“, oder das indisch-orientalisch angehauchte „Sand Dance“ erweitern den überwältigenden Spielraum von Sun Structures. Temples erschaffen mit ihrem Erstlingswerk Sun Structures ein atemberaubendes, atmosphärisch dichtes Panoptikum grenzenloser Pop-Musik. Wir werden in Zukunft hoffentlich noch viel Gutes von Temples zu hören bekommen.

„Sun Structures“ von Temples ist am 07. Februar bei Heavenly / Pias Cooperative erschienen. 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

  

Kommentar schreiben