Über 40 Jahre dauerte es bis zum ersten Live-Album von Tears For Fears. Mit vier neuen Songs beweisen Orzabal/Smith, dass sie kein Nostalgie-Act sind.
von Werner Herpell
Fast schon schlagerhaft frohsinnig kommt der Opener des neuen Albums „Songs For A Nervous Planet“ von Tears For Fears daher: „Say Goodbye To Mum And Dad“ ist, soviel steht fest, kein idealer Einstieg in den auf zwei CDs/Vinylplatten verewigten Versuch, mit brandneuen Tracks und einem anschließenden Livealbum einen Hybrid aus Studio-Aktualität und Konzert-Nostalgie zu erschaffen. Man befürchtet bei diesem arg harmlosen Underperformer-Song zunächst, dass die Topform des britischen Duos Roland Orzabal/Curt Smith vom gefeierten 2022er Comeback-Album „The Tipping Point“ (Charts-Platz 2 im UK, Rang 3 in Deutschland, ) schon wieder verflogen ist.
Eine neue Beatles-Hommage
Die drei anderen neuen Stücke sind dann freilich klassischer, starker TFF-Stoff mit ambitionierten
Melodien und prächtigen Arrangements: „The Girl That I Call Home“ gemahnt an ihre großen 80er-Jahre-Hits, „Astronaut“ ist eine wunderschöne Artpop-Hymne mit fantastischem Falsett-Gesang und Sixties-Mellotron, „Emily Said“ funktioniert als perfekte Beatles-Hommage. Wir erinnern uns: Eine tiefe Verbeugung vor den Fab Four, insbesondere vor deren psychedelischer Phase von 1966/67, war ja auch schon „The Seeds Of Love“, die Platte von 1989, mit der Tears For Fears dem Synthie-Pop entwuchsen, um in ihre meist langen, epischen Tracks alles reinzuwuchten, was an Kreativität zur Verfügung stand. Und das war verdammt viel – „The Seeds Of Love“ gilt heute als eines des besten Alben dieser Pop-Dekade.
Auf die Studio-Vorspeise folgt das Live-Menü. 18 Konzertaufnahmen aus dem Amphitheater Graystone Quarry in Franklin/Tennessee während ihrer ausverkauften „Tipping Point“-Tournee haben Tears For Fears dafür zusammengetragen – von Songs des no…