Tayfun Guttstadt: Tarâpzâde

Tayfun Guttstadt Tarapzade Cover

Der Berliner Musiker Tayfun Guttstadt kombiniert auf seinem Debütalbum nahöstliche Klassik mit Hip-Hop und Trap

von Sebastian Meißner

Er ist mit arabischer und persischer Musik aufgewachsen und wurde durch Hip-Hop sozialisiert. Er spielt die Ney – eine Längsflöte, die in der islamischen Kunst eine zentrale Stellung einnimmt – und programmiert Trap-Beats am Rechner. Kurz: Tayfun Guttstadt ist ein Wandler zwischen den Welten, einer, der Einflüsse aufsaugt und weiterdenkt, der wie selbstverständlich zusammenführt, was scheinbar widersprüchlich ist.

East meets West

Tayfun Guttstadt Tarapzade Cover

Tayfun Guttstadt ist der Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters, wuchs im typischen Multikulti des Hamburger

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Schanzenviertels auf und lebt inzwischen in Berlin. Für sein Debut-Album „Tarâpzâde“ vermischt der 35-jährige nahöstliche Klassik mit modernem HipHop und Trap und interpretiert (neben drei eigenen Texten) vor allem traditionelle osmanischen Poesie neu. Teilweise handelt es sich um Neuinterpretationen bekannter Stücke und Gedichte, andere Tracks sind eigens komponiert. Der Albumtitel ist dabei Programm, setzt er sich doch zusammen aus „Trap“, dem arabischen Wort „Tarab“, das so viel wie Entzückung bedeutet und dem persischen Wort „Zade“, das man übersetzen kann als „Nachkomme“. Das Album erschien digital bereits Ende März, liegt nun aber erstmals auch als Vinyl und CD vor.

Guttstadts Musik überwindet zeitliche Zuordnungen

Musikalisch hält die Platte, was der ambitionierte Ansatz verspricht: „Tarâpzâde“ ist die moderne Version klassischer arabesker Musik im Stile von von İbrahim Tatlıses oder Musa Eroğlu. Doch sie funktioniert auch ganz ohne diese Verweise. Denn Stücke wie „Sultân“ oder „Yârim“ (feat. Özlem Taner) haben bei aller traditioneller nahöstlicher Klangästhetik und moderner Produktion immer auch etwas ergreifend Zeitloses. Die meisten der Kompositionen sind Midtempo und setzen vor allem auf Atmosphäre und Entfaltung der Textbedeutung. Aber auch musikalisch sind die Aufnahmen spannend, da Guttstadt und seine Mitmusiker Überraschungen einbauen und gekonnt mit Dynamiken und Intensität spielen.

Ein Produkt des modernen Deutschland

Seines Erachtens nach sei das Album auch „ein Zeugnis des modernen Deutschlands“, sagte Guttstadt in einem Interview. Es hätten viele Menschen daran mitgewirkt, die hier leben, aber unterschiedliche kulturelle und ethnische Wurzeln haben. Was ihn überrascht habe: dass das Album in der Türkei erfolgreicher ist als in Deutschland. „Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass die Texte auf Türkisch sind“, erklärt Guttstadt. Möglich aber auch, dass der Erfolg noch aussteht. Verdient hätte es die Platte allemal.

„Tarâpzâde“ von Tayfun Guttstadt erscheint am 08.09.2023 bei Good & Lovely. (Beitragsbild: Albumcover)

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