Die kanadische Songwriterin Tamara Lindeman im Sounds & Books-Interview über das neue The Weather-Station-Album „Humanhood“
Interview von Ullrich Maurer
Mit ihrem letzten Album „Ignorance“ und dem damit verbundenen Nachschlag-Werk „How Is It That I Should Look At The Stars“ setzte die kanadische Songwriterin Tamara Lindeman neue Maßstäbe für ihr Projekt The Weather Station. So löste sich Tamara Lindeman damals vollständig von ihren ursprünglichen Folk-Roots, setzte auf die kollaborative Zusammenarbeit mit engagierten Musikern, schrieb die Songs nicht mehr auf der Gitarre sondern auf dem Klavier und wandte sich thematisch recht konkret aktuellen Themen wie dem Klimawandel und die Zerstörung der Natur zu. Auf ihrem nun vorliegenden, neuen Album „Humanhood“ führt sie diese Ansätze konsequent weiter – indem sie das neue Material mit ihren Musikern in zwei Live-Sessions gemeinsam erarbeitete und um Improvisationen ergänzte und indem sie sich inhaltlich dem Thema „Humanhood“ – der Menschlichkeit also – zuwendet. Grund genug, sich mit Tamara über die Hintergründe dieses Projektes zu unterhalten.
Was bedeutet das Thema Menschlichkeit für Tamara Lindeman?
Das Thema der ‚Ignorance‘-Scheibe war ja die recht konkrete Auseinandersetzung mit dem Thema Umweltzerstörung. Welche Bedeutung hat denn das Thema „Menschlichkeit“ für Dich gehabt – beziehungsweise welche Erkenntnisse hast Du aus der Beschäftigung mit dem Thema gewonnen?
Tamara Lindeman: Ich finde ja gar nicht, dass ‚Ignorance‘ so konkret war. Es ging mir damals ja nur darum, wie ich mich bei diesem Thema fühlte. Das ist bei dieser neuen Scheibe
eigentlich genauso. Die Großväter, von denen ich mich beeinflusst fühle – wie Leonard Cohen und Bob Dylan – schreiben aus der ersten Person auf eine Weise, die eben auch persönlich ist. Nicht, dass ich meine, dass Dylan ein sehr persönlicher Songwriter ist, aber er wechselt zwischen der ersten Person und einer philosophischen Abhandlung hin und her – und es gibt keinen Unterschied und keine Trennlinie. Das ist etwas, was auch mich interessiert.
Hast Du deshalb das Thema „Humanhood“ ausgewählt?
Tamara: Ja, es geht um meine persönliche Sicht auf das Universelle der Menschlichkeit. Genauer gesagt: Meiner Menschlichkeit, denn „Humanhood“ ist eben persönlicher als das universellere „Humankind“.
Wie entstehen dann die einzelnen…