Sylvain Prudhomme: Ein Lied für Dulce – Roman

Ein leidenschaftlicher Roman über die Musik und ihre Wirkung

Der Roman Ein Lied für Dulce beginnt mit einer traurigen Nachricht. Dulce ist tot. Couto, Gitarrist der legendären Gruppe Super Mama Djombo, erfährt von seinem Bandkollegen Zé am Telefon vom Ableben seiner einstigen großen Liebe. Dulce war nicht nur Coutos große Liebe, sondern für einige Jahre auch die magische Sängerin der über die Grenzen des westafrikanischen  Staates Guinea-Bissau populären Formation. Das alles ist für Couto 30 Jahre her, trotzdem verfällt er in eine schwere Melancholie. Er lässt uns teilhaben an den Erinnerungen, die ihn übermannen.

Mit Dulce als Sängerin erlebte Super Mama Djombo zu Beginn der 80er-Jahre den Karrierehöhepunkt, bis Dulce Couto und die Band verließ, um den mittlerweile als Generalstabschef fungierenden  Osvaldo Chico Gomes zu ehelichen. Mit ein paar Kumpels kämpfte Couto einige Jahre zuvor noch unter Gomes im Widerstand im Unabhängigkeitskrieg gegen die Portugiesen. Nun ist Gomes Oberbefehlshaber des Militärs und plant für den Abend einen Putsch, um die anstehende Präsidentschaftswahl zu verhindern. Couto indes plant mit seiner Combo Super Mama Djombo, die auch nach Dulces Weggang in unterschiedlicher Besetzung bis in die Gegenwart existiert, einen Auftritt zum Gedenken an die verstorbene Sängerin.

Der französische Schriftsteller und Übersetzer Sylvain Prudhomme erfindet in Ein Lied für Dulce eine Geschichte mit real existierenden Personen und historisch dokumentierten Ereignissen. Bis auf die Protagonisten Couto und Dulce, die mit der lebenden Sängerin Dulce Neves nur den Namen und die Stimme gemein hat, haben alle genannten Musiker bei Super Mama Djombo gespielt, oder tun es immer noch. Am 12. April 2012 kam es wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl zu einem Staatsstreich der Militärs in Guinea-Bissau, Prudhomme liefert also zu seinem Plot noch eine kleine Geschichtsstunde.

Ein Lied für Dulce spielt an einem einzigen langen Abend und entführt den Leser in eine faszinierende Welt der Klänge und Rhythmen. Der Roman ist eine einzige leidenschaftliche Ode an die Musik und ihre Wirkung, ob als Trost, als Lebensgefühl oder Ausdruck politisch-gesellschaftlicher Veränderungen. Trotz Coutos nostalgischer Erinnerungen, schreibt Sylvain Prudhomme völlig unsentimental und kitschbefreit, aber realitätsnah und pathetisch, wenn es die Situation erfordert. Ein bravouröser Roman über die Freiheit, die Liebe, den Sex und die Musik als lebensverändernde Möglichkeit.

Sylvain Prudhomme: „Ein Lied für Dulce“, Unionsverlag, aus dem Französischen von Claudia Kalscheuer, Hardcover, 224 Seiten, 978-3-293-00514-3, 20 €.

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