Drei klasse Alben haben Sunflower Bean bereits abgeliefert. Wohin führt der Weg des New Yorker Trios mit dem vierten Werk „Mortal Primetime“?
von Gérard Otremba
Man wundert sich ja schon etwas, warum Sunflower Bean noch immer viel zu sehr unterm Radar fliegen. Dabei macht das New Yorker Trio seit seinem Debütalbum „Human Ceremony“ von 2016 doch alles richtig, um weltweit die Charts zu erobern. Aber offensichtlich bleiben Sunflower Bean auf ewig Indie-Lieblinge für eine weitgehend überschaubare Hörerschaft. Okay, das Zweitwerk „Twentytwo In Blue“ (2018) hat es vollkommen zu Recht in die UK-Charts geschafft und der Titeltrack „Twentytwo“ stürmte bis auf Platz 2 in der Liste der Songs des Jahres 2018 bei Sounds & Books. Aber eigentlich ist ihr Indie-Alternative-Rock-Pop für mehr gemacht. Das respektable dritte Album „Headful Of Sugar“ (2022) hätte auch mehr Aufmerksamkeit verdient, aber vielleicht klappt es mit Longplayer Nummer 4 für Sunflower Bean.
Zwei großartige Vorabtracks
Julia Cumming (Gesang, Bass), Nick Kivlen (Gesang, Gitarre) und Olive Faber (Schlagzeug) haben erstmals ein Album selbst produziert und zeigen sich bei einigen Songs von ihrer ruhigsten Seite. Was durch die zunächst veröffentlichten zwei Vorabsingles so nicht zu erwarten war. Zeigte doch der erste, von Sounds & Books zum Song des Tages gekürte Vorabtrack „Champagne Taste“ Sunflower Bean in gewohnter Radikalität mit Kivlens Gitarre im Anschlag. Aber auch schon wieder mit einer ihrer unwiderstehlichen Chorus-Melodien. Diesem Sinn für catchy Hooks gehen die New Yorker in „Nothing Romantic“ noch weiter nach. Stadionrock mit dem Gespür für den großen Popmoment. Dafür liebt man diese Band von ganzem Herzen. Mit diesen beiden Tracks beginnt der Reigen der zehn neuen Songs auf „Mortal Primetime“ und danach kommen die Überraschungen.
Richtungswechsel bei Sunflower Bean
In „Look What You’ve Done To Me“ klingen die drei so verführerisch wie Fleetwood Mac in ihren besten Zeiten, einer gewisse Eighties-Pop-Melancholie inklusive. Überhaupt hat man so viel Piano wie auf „Mortal Primetime“ bei Sunflower Bean auch noch nicht gehört. Das dann auch eine so wunderschöne Songwriter-Pop-Ballade wie „I Knew Love“ ermöglicht. Geschmeidige Indie-Pop-Songs wie das wehmütige „Take Out Your Insides“ und das fluffig-sehnsüchtige „There’s A Part I Can’t Get Back“ heben das Niveau dieser Platte noch weiter nach oben. Und in „Please Rewind“ atmen Sunflower Bean gar den Geist des Laurel-Canyon-Folk. Und so entpuppt „Mortal Primetime“ als ein richtungsweisendes und als das wohl auch bisher beste Album der Band.
„Mortal Primetime“ von Sunflower Bean erscheint am 25.04.2025 bei Lucky Number Music. (Beitragsbild von Lulu Syracuse)