Sufjan Stevens: The Ascension – Albumreview

Sufjan Stevens Pressefoto

Der Multiinstrumentalist Sufjan Stevens mit einer elektronischen Stellungnahme zum Zeitgeist

Am Ende kommt es knüppeldick: Sufjan Stevens beendet sein neues Album mit dem zwölfminütigen, bei Sounds & Books als Song des Tages vorgestellten Track „America“. Musikalisch eine durchlöcherte Ambient-Decke, die keine Wärme mehr zu spenden vermag; textlich ein Abgesang auf die einst größte Nation der Welt. „Don’t do to me what you did to America“ singt Stevens wieder und wieder, während um ihn herum die Trümmer des American Dreams einstürzen.

Sufjan Stevens im Filter

Sufjan Stevens The Ascension Cover Asthmatic Kitty

Es ist der folgerichtige Schlusspunkt eines Songzyklus, der insgesamt ungemütlicher wirkt als die Vorgängeralben. Stevens geht musikalisch auf Distanz. Die Akustikgitarre kommt kaum mehr zum Einsatz. Stattdessen dominieren elektronische Klänge. Der Eindruck von Kühle mag auch an den Themen liegen, die er hier behandelt. Der 45-Jährige singt über Gott, das Ende der Liebe und die eigene Vergänglichkeit. Keine leichte Kost.

Weichgezeichnete Magie

Die neue Ausrichtung verstellt zunächst den Blick auf die Magie dieser Songs. Wer aber dranbleibt und dem Album weitere Durchläufe gönnt, entdeckt hinter dem kalten Nebel jede Menge Herzlichkeit. Die umarmende Gitarre in der Mitte von „Landslide“, die beschützenden Chöre in „Tell Me You Love Me“, die wie Nordlichter strahlenden Synthies im Titelstück: „The Ascension“ strahlt von innen heraus, aus einer Detailverliebtheit, die staunen lässt. Die Anzahl der Filter, durch die Stevens seine Musik jagt, ist unzählbar. Alles ist weichgezeichnet und verschwommen. Es sind undurchsichtige Zeiten, in denen wir leben. Sufjan Stevens hat dazu den passenden Soundtrack geschrieben.

„The Ascension“ von Sufjan Stevens erscheint am 02.10.2020 bei Asthmatic Kitty / Cargo. (Beitragsbild: Pressefoto)

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