Suede live in Hamburg 2022 – Konzertreview

Suede live Hamburg 2022 Gruenspan by Gérard Otremba Sounds & Books

Die Britpop-Indie-Rock-Helden Suede versetzen die Hamburger Fans beim Konzert im Gruenspan in Ekstase

Das geht natürlich auch. Statt sich viel zu viele Gedanken um die Setlist zu machen, welche Songs des neuen Albums zu welchen alten passen könnten (oder auch nicht), spielt man einfach mal das aktuelle Album komplett in der bekannten Abfolge. So geschehen am 12.10.2022 beim Konzert von Suede im Hamburger Gruenspan. Zunächst also alle elf Tracks des im September veröffentlichten und von Sounds & Books an dieser Stelle rezensierten „Autofiction“. Von der ersten Minute des um 20.30 Uhr ohne Support begonnenen Auftritts erweist sich Sänger Brett Anderson als eine echte Rampensau. Immer wieder steigt er auf die die Monitore, tanzt, zappelt, schreit sich den Hals wund und bereits nach dem dritten Song „15 Again“ ist sein weißes Hemd schweißdurchtränkt.

Brett Anderson zum Anfassen

Während Bassist Mat Osman, Schlagzeuger Simon Gilbert, Gitarrist Richard Oakes und Keyboarder und Gitarrist Neil Codling fast aus dem Hintergrund heraus für die nötige Schlagkraft sorgen, konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf den voll aus sich herausgehenden Anderson. Früh nutzt er den Fotograben, um mit den Fans in den ersten Reihen in Kontakt zu treten, Hände zu schütteln und sich anfassen zu lassen. Es ist sehr warm im Gruenspan an diesem Abend und wer so viel in Bewegung ist, sehnt sich nach frischer Luft und lehnt sich schon mal über den am Rand der Bühne platzierten Ventilator, für Anderson ein sehr nützliches Utensil bei dem ganzen Geschwitze.

Der 55-Jährige gibt wirklich alles für seine Fans im vollbesetzten Gruenspan. Bei der schönen und groß angelegten Ballade „What Am I Without You?“ steigt er sogar von der Bühne hinab, lehnt sich kurz an die Wand rechts von ihm, singt weiter und schreitet in die Menge der Fans um einige von ihnen innig zu umarmen und abzuklatschen. Ein Britpop-Held der 90er-Jahre zum Anfassen.

Das Best-Of-Programm

Nach 45 Minuten und den elf vorgetragenen „Autofiction“-Songs, die vom Publikum sehr gut angenommen worden sind und von denen „She Still Leads Me On“, „15 Again“, „The Only Way I Can Love You“, „It’s Always The Quiet Ones“, „What Am I Without You?“ und das gewaltige „Turn Off You Brain And Yell“ das Zeug zu Bandklassikern haben, folgt eine ganz kurze schöpferische Pause, bevor sich Suede in ein Best-Of-Programm aus älteren Liedern stürzen. Und da gibt es kein Halten mehr für die Fans bei kräftig abgefeierten Smashern wie „She“, „Trash“ und „Can’t Get Enough“. Das Quintett erhöht nochmal die Schlagzahl und katapultiert sich mit „Metal Mickey“ und „Animal Nitrate“ ins Jahr des Erscheinens ihres selbstbetitelten Debüts, 1993, und die Fans in Ekstase.

Suede 2022: Kompromisslos und atemberaubend

Suede ziehen ihr Set mit kompromissloser Wucht und in einem atemberaubenden Tempo durch. Am Ende der knapp 90 Minuten noch ganz viel  „Lalala“ für alle bei „The Beautiful Ones“ (näher sind Suede Oasis und den Beatles wohl nie gekommen). Und weil alle sowieso schon total happy sind und Anderson wohl nicht viel länger durchgehalten hätte, gibt es keine Zugabe in Hamburg. Aber wenn es am Schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören. Eine beeindruckende (Anderson-)Performance.  

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Kommentare

  • <cite class="fn">Sven</cite>

    Ja, es war ein super Konzert, schweißtreibend und voller Druck. Dass alle Lieder vom neuen Album gespielt wurden, war vorher bekannt….War ja eine Album-Promotion Tour. In Hamburg eines der besten Konzerte von Suede!!

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