Sudan Archives: Natural Brown Prom Queen

Sudan Archives by Edwig Henson

Zweiter Longplayer von Brittney Denise Parks, aka Sudan Archives

Brittney Denise Parks stammt ursprünglich aus Cincinatti und lebt in LA. Sie spielt Geige, und das auf sehr eigene und vielfältige Art. Erweckt wurde das Interesse an diesem Instrument zu Schulzeiten; ihre Eltern unterstützten jegliche Ambitionen, dieses zu erlernen – es gab jedoch in ihrem Umfeld keine Möglichkeit dazu. Also lernte sie nach Gehör. Richtig geknallt hat es bei Parks jedoch, als sie afrikanische Musik zu Ohren bekam, bei der die Geige (häufig mit weniger als vier Saiten) als Rhythmus-Instrument fungierte. Ihre privaten Studien über die Länder Afrikas brachten ihr den Spitznamen „Sudan“ ein, erst danach beschäftigte sie sich explizit mit der Musik dieses Landes. „Jedes Lied beinhaltet dort Geigen“, gab sie dem Intro 2018 darüber zu Protokoll. Inzwischen hat Sudan Archives drei Tonträger veröffentlicht – zwei EPs sowie die LP „Athena“ mit der Statue einer nackten Frau mit Geige auf dem Cover, welche Parks nicht nur ähnelt, sondern sie selbst darstellt.

Wo ist die Geige? Eigentlich überall

Sudan Archives Natural Brown Prom Queen Cover Stones Throw Records

Am 9.9. erscheint nun ihr nächster Output, die LP „Natural Brown Prom Queen“. Ein pralles Album mit insgesamt 18 Stücken, die zum Teil jedoch sehr kurz sind und eine fortlaufende Geschichte erzählen. Ein Konzeptalbum, also. Interessant beim Hören ist, dass man die Geige kaum noch wahrnimmt. Und doch ist sie da. Ähnlich wie ihre famosen Kolleginnen Jo Quail oder Kelsey Lu jagt Parks ihr Instrument so dermaßen durch die Technik per Pedale, dass es „oft wie Gitarre oder Keyboard klingt“ (Parks im aktuellen Rolling Stone). Herausgekommen ist dabei eine Art Future-R&B, der eine gewisse Verwandtschaft mit den Tönen solcher Erneuerinnen wie FKA Twigs oder Shygirl offenbart, also sehr clubtaugliche Eskalationsqualitäten zeigt mit souligen und introspektiven Zwischenspielen.

Parks schlüpft dabei in die Rolle von Britt, die einige Ähnlichkeiten mit ihr selber aufweist, aber in mancherlei Hinsicht jedoch auch andere Erfahrungen macht. Viele Kooperationspartner werden dabei gelistet, fast alle auf den Produktionsstühlen oder beim Bedienen von diversen zusätzlichen Instrumenten, Stimmen oder Drum-Patterns. Und doch: den Löwinnenanteil, auch bei der Produktion, hat sie selber inne –  wie immer seit den Zeiten, in denen sie alleine in ihrem Zimmer ihre ersten Stücke aufnahm.

Die Reise der Sudan Archives

Die Reise der „Natural Brown Prom Queen“ beinhaltet Ortswechsel, Heimweh, Standortbestimmung wie Sehnsüchte, Depression oder Selbstbewusstsein und ist dabei eine, trotz Spieldauer von über einer Stunde, extrem kurzweilige zwischen Soul, Funk, Hip Hop und sogar leichten Ausflügen in den Irish-Folk. Ein atemberaubendes Werk einer Musikerin, bei der man kaum merkt, dass sie nicht nur eine großartige Sängerin sowie Arrangeurin ist, sondern eine verflucht innovative Violinistin, wie sie in diesen Wochen bei diversen Festivals bewies. Im Herbst kommt dann der Tour-Nachschlag, der Sudan Archives dann auch nach München (6.11.), Berlin (13.11.) und Hamburg (14.11.) führen wird. Empfehlung.

„Natural Brown Prom Queen“ von Sudan Archives erscheint am 09.09.2022 bei Stones Throw Records. (Beitragsbild von Edwig Henson)

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