Näher dran an Pink Floyd war Steven Wilson nie. Mit „The Overview“ gelingt dem zuletzt angezweifelten Progrock-Maestro ein Opus magnum.
von Werner Herpell
Die Prog-Polizei schlug schrill Alarm, als Steven Wilson vor ein paar Jahren plötzlich „Pop“ machte und irgendwann sogar seine Verehrung für ABBA kundtat. War das ein Geheul der Genre-Puristen, die dem genialen Frontmann der Neo-Artrock-Götter Porcupine Tree Verrat vorwarfen und seine auf drei, vier Minuten runtergedimmten Songs als Chartsfutter-Kotau schmähten, als Einknicken vor Spotify und Konsorten. Wilson ließ den Sturm im Wasserglas vorbeiziehen – und machte weiterhin genau die Musik, nach der ihm gerade der Sinn stand. Und wenn die dann wieder „proggy“ war, dann sicher nicht als Zugeständnis an stinkige Langzeit-Fans.
Zurück zu den Progrock-Wurzeln
Auf die von manchen so kritisch gesehenen, vergleichsweise poppigen Soloalben
„To The Bone“ (2017) und „The Future Bites“ (2021) folgten vor drei Jahren mit „Closure/Continuation“ wieder ein typisches (ganz großartiges) Werk von Porcupine Tree und 2023 mit „The Harmony Codex“ eine weitere Soloplatte, die teilweise zu längeren Songs und einer epischen Erzählung zurückfand. Womit wir bei Steven Wilsons achtem Studioalbum „The Overview“ wären.
Ob es nun „sein bisher wagemutigstes“ ist, wie die PR-Info vollmundig verlauten lässt, sei mal dahingestellt (es gab schließlich schon einige sehr wagemutige Scheiben dieses Modern-Prog-Pioniers). Aber definitiv ist „The Overview“ eines der schönsten, berührendsten Werke des am 3. November 1967 bei London geborenen Multiinstrumentalisten, Singer-Songwriters, Komponisten, Produzenten und Studiozauberers. Und näher dran an seinen Idolen Pink Floyd, v…