Steve Tibbetts: Close

Steve Tibbetts credit Matt Newberry

Vertonte Schatten: Auf seinem neuen Album „Close“ lässt es Gitarrist Steve Tibbetts kunstvoll dämmern

von Sebastian Meißner

Wer die Musik von Steve Tibbetts hören will, sollte keine Anschlusstermine haben. Zum einen verlangen die Stücke des Gitarristen volle Konzentration, zum anderen wirken sie lange nach und führen aus dem Tag heraus in die Nacht. „Musik ist eine Sprache der Dämmerung“, sagt Steve Tibbetts – und selten klang dieser Satz so treffend wie auf „Close“. Auf seinem elften Album für ECM widmet sich der Gitarrist aus Minnesota erneut der Kunst, Schatten in Klang zu übersetzen. Statt klarer Melodien oder klassischer Songstrukturen entstehen hier Stimmungsräume, die sich langsam entfalten, ausdehnen, vervielfältigen: Dafür arbeitet Steve Tibbetts kunstvoll mit sehnsüchtigen Gitarrenlinien, verschachtelten Loops, schwebenden

Drones, begleitet von stimmungsunterstützenden Percussion. Nichts drängt sich auf, doch alles zieht in den Bann – ein geduldiges Entstehen und Verblassen von Formen.

Der Atem der Gitarren

Steve Tibbetts Close Albumcover ECM Records

Tibbetts’ Instrumentarium ist vielstimmig. Zwischen der warm verzerrten E-Gitarre und dem hellen Glanz einer zwölfsaitigen Akustikgitarre entsteht eine eigentümliche Spannung – vertraut im Klang, aber fern jeder Routine. Diese „westlichen“ Klangfarben werden in eine Struktur eingebettet, die fast meditative Geduld erkennen lässt. Steve …

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