Steve Gunn: Daylight Daylight

Steve Gunn Credit NC Hernandez

Schon länger gilt Steve Gunn als einer der virtuosesten Gitarristen der US-Folkrock-Szene. Sein neues Singer-Songwriter-Album wirkt wie Seelenbalsam.

von Werner Herpell

Nur sieben Songs in gut 40 Minuten umfasst „Daylight Daylight“ von Steve Gunn. Die Platte ist damit ein kompakter Gegenentwurf zum jüngsten Meisterstück des Folkrock-Geistesverwandten Jeff Tweedy von Wilco, dessen „Twilight Override“ als Triple-Album mit 30 (durchweg hervorragenden) Tracks und fast zwei Stunden Spieldauer ausufernd daherkommt. Aber spätestens seit „Blackstar“ von David Bowie (meine Güte, dieses epochale Abschieds-Werk wird in Kürze schon zehn Jahre alt…) wissen wir ja, dass ein großer Künstler mit gerade mal sieben Liedern alles Wesentliche sagen kann. Nach dem Motto „Klasse statt Masse“ schafft das nun auch der US-Gitarrenvirtuose Gunn.

Schöne Erinnerungen an Nick Drake

Steve Gunn Daylight Daylight Albumcover

„Daylight Daylight“ ist mit seinen ruhigen, fast

meditativen Klängen, die insbesondere im zentralen „Hadrian’s Wall“, aber auch sonst des öfteren an die ikonischen Folk-Jazz-Songs von Nick Drake gemahnen, Balsam für die wunde, gestresste Seele. Gunn braucht für diese Wohltat von Album nicht viele Mitstreiter: Macie Stewart (aus Tweedys derzeitiger Jungspunde-Band) spielt Geige und Bratsche, Ben Whitely das Cello, Nick Macri den Standbass (dessen warmer Sound tatsächlich enorm an die kürzlich mit 86 Jahren gestorbene Brit-Folk-Legende Danny Thompson von den Drake-Platten erinnert), Hunter Diamond die Holzblasinstrumente.

Und dann ist da natürlich noch der fabelhafte James Elkington – eine weitere personelle Verbindung zur Tweedy- und „Twilight Override“-Welt – als Multiinstrumentalist und Produzent dieses wunderschönen Gunn-Albums. Der Brite hatte schon die bisher beste Platte des US-Amerikaners Gunn, „The Unseen In Between“ aus dem Jahr 2019, im Studio betreut. Für „Daylight Daylight“ na…

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