Der musikalische Grenzgänger Stephan Micus spielt auf seinem neuen Album zarte und intime Stücke, die er vor allem auf der kolumbianischen Tiple vorträgt
von Sebastian Meißner
Dort, wo Stephan Micus seine Musik verortet, gibt es keine Fußstapfen. Seit sage und schreibe 25 Alben für das Label ECM erkundet der gebürtige Stuttgarter Neuland. Auf jedem seiner Veröffentlichungen wechselt er dabei das Instrumentarium und den Kulturkreis. Micus bereist Länder und Regionen, taucht in die Lebensweisen ein und studiert die traditionelle Musik und die regionaltypischen Instrumente. Für seine Album spielt er diese dann aber eher nicht im traditionellen Sinne, sondern eignet sie sich an und nutzt sie auf eigene Weisen. Manchmal baut er auch eigene Instrumente, um seine Klangvorstellungen umzusetzen. Hinzu kommt, dass der 70-Jährige auch seine Stimme oft als Instrument
einsetzt. Die Worte, die er singt, stehen so in keinem Wörterbuch, sind vor allem Klang. Sie transportieren im Kontext seiner Stücke aber durchaus Bedeutung.
Funkeln und Strahlen
Auf seinem neuesten Album „To The Rising Moon“ spielt, streicht und zupft Stephan Micus ausschließlich Saitensintrumente. Prominent im Mittelpunkt steht die Tiple, eine Kastenhalslaute und das Nationalinstrument Kolumbiens. „Für mich hat dieses Instrument die Qualität von Licht, von etwas Glitzerndem“, erklärt Micus. Es…