Steiner & Madlaina: Wünsch mir Glück

Steiner & Madlaina Credits Tim Wettstein

Starkes zweites Album des Schweizer Frauen-Duos Steiner & Madlaina

Manchmal sind es die zukunftsweisende Zufälle, die in Erinnerung bleiben. Da besucht man zur Buchmessezeit ein Konzert der Hamburger Musikerin Antje Schomaker im Frankfurter Nachtleben und stolpert über das Schweizer Duo Steiner & Madlaina als Support-Act. Ihr charmanter akustischer Auftritt verriet das Songwriter-Talent und überzeugte auch das geneigte Publikum. Nach dem Auftritt hatten es Nora Steiner und Madlaina Pollina eilig, mussten schnell zum Zug, der sie nach Zürich brachte. Das war am 13.10.2018 und eine Woche später erschien ihr smartes, auch von Sounds & Books rezensiertes Debütalbum „Cheers“. Sangen Steiner & Madlaina damals noch deutsche und englische Texte (und eins in Schwyzerdütsch), konzentrieren sie sich auf dem Nachfolger ausschließlich auf die deutsche Sprache.

Reife Songs für die Charts

Steiner & Madlaina Wünsch mir Glück Cover Glitterhouse Records

Als Produzent fungierte wie schon beim Debüt Alex Sprave und die Live-Band der beiden, bestehend aus Leonardo Guadarrama (Schlagzeug), Nico Sörensen (Bass) und Max Kämmerling (E-Gitarre) stand ihnen bei den Aufnahmen ebenfalls zur Seite. Den Charme ihres Indie-Songwriter-Folk-Pop-Chanson-Sounds des Debüts vervollkommnen die Schweizerinnen auf „Wünsch mir Glück“ und präsentieren elf konzise und für die Charts reife Songs. Im Opener „Es geht mir gut“ blickt das Mitt-Zwanziger-Duo auf eine sorgenlose, lethargische, individualisierte, nur an das Jetzt denkende Gesellschaft, die mehr könnte, wenn sie nur wollte („Wenn wir alle Lust rauf hätten, könnten wir alle die Welt retten“). In einem fast schon aufreizend legeren Rhythmus mit elegant-heiterem Schubidu-Twang verpacken Steiner & Madlaina diesen „Gute-Laune-Song mit leicht bitterem Nachgeschmack“, wie sie den Track selbst beschreiben.

Steiner & Madlaina zwischen Trennungssong und gesellschaftlicher Abrechnung

Zu einem geschmeidig-hymnischen Indie-Rock-Pop-Song entwickelt sich das grandiose Trennungslied „Prost mein Schatz“, während die „Heile Welt“ natürlich keine ist und Madlaina Pollina als Songwriterin zu einer Abrechnung zwingt („Weil Menschlichkeit sich auf Dummheit reimt / Hat der Zeitgeist bereits vor Jahren gezeigt“ und „Damit unsere heile Welt noch eine Weile hält / Halten wir uns raus / Nur so fühlen wir uns Zuhaus‘“). Ihr Indie-Pop-Rock findet am Ende ein düstere Note, die in „Und die bin ich“ mit dunklen und härteren Gitarrenklängen eine Fortsetzung erfährt, eine gewisse Schwermut inklusive.

Gemeinsam unschlagbar

Im von uns als Song des Tages vorgestellte „Wen ich ein Junge wäre“ feiern die beiden ein feministisches Manifest der Gleichberechtigung in aufgekratzt-wütender Form zwischen Punk-Rock und NDW. Herrlich auch der entspannte „Lalalala“-Songwriter-Indie-Pop von „So schön wie heute“, wo das Jungsein schwer ist und weht tut und der Blick auf die Zeit ein erneut sehr treffender ist („Mach dich groß und mach dich schlank / Mach ein Foto mit einer Pizza in der Hand / Jet Set Leben, tausend Likes am Tag / Du bist ein bisschen fad“). Es gibt viel zu entdecken auf „Wünsch mir Glück“, darunter den traurig-schöne Chanson-Folk des Titelsongs oder den geschmeidigen Closer „Casanova“. Starke Texte und feine Arrangements prägen dieses Album. Nora Steiner und Madlaina Pollina schreiben die Songs getrennt, gemeinsam sind sie aber unschlagbar.

„Wünsch mir Glück“ von Steiner & Madlaina erscheint am 12.02.2021 bei Glitterhouse Records / Indigo. (Beitragsbild von Tim Wettstein)

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