Stefano Battaglia: Pelagos – Albumreview

Ungefilterte Emotionen

Als gelernter klassischer Pianist machte sich Stefano Battaglia zunächst mit der Interpretation barocker Stücke einen Namen. Richtig durchgestartet ist er aber erst, seit er sich dem Jazz zugewandt hat und mit Lee Konitz, Dewey Redman, Marc Johnson, Kenny Wheeler und vielen anderen zusammengespielt hat. Sein Spiel bezieht seine Wirksamkeit aus einer Mischung aus Reduktion und Akzentuierung. Seit 2003 nimmt Battaglia nun für ECM auf.

Sounds & Books_Stefano Battalgia_Pelagos_CoverSein neuestes Album „Pelagos“ – ein Mitschnitt seines 2016er Auftritts in der Fazioli Concert Hall in Sacile – besteht nun als „songs and dances of the suffering countries of the Mediterranean and Balkan Areas“, wie er es selbst beschreibt. Darunter das traditionelle „Lamma Bada Yatathanna“, das Battaglia in einer zarten Interpretation wach küsst. Die übrigen 16 Stücke sind Eigenkompositionen, die mal schwelgerisch („Pelagos“, „Life“), mal sentimental („Exilium“, „Brenner Toccata“), mal bedrohlich („Dogon“, „Horgos E Roszke“) ausfallen, immer aber intensiv und bedeutsam.

Battaglia erzählt mit seinen Stücken Geschichten, erzeugt Bilder und starke Emotionen. „Lampedusa“ zum Beispiel vertont den Schmerz, die Wut, die Ohnmacht und vor allem die tiefe Trauer, dass es mitunter kaum zu ertragen ist. Battaglia, der der Improvisation stets viel Raum gibt, überschreitet meist die 5-Minuten- und gleich mehrfach die 10-Minuten-Marke. Das ermöglicht weite Spannungsbögen und ausführliche Rahmenhandlungen. Und so fordert diese Platte einige Aufmerksam- und Achtsamkeit. So belohnt im Gegenzug mit ungefilterter Emotion und vielen, vielen kleinen und großen Feinheiten.

„Pelagos“ von Stefano Battaglia ist am 22.09.2017 bei ECM Records erschienen.

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