Stefanie Sargnagel liest im Hamburger Club Uebel & Gefährlich aus ihrem aktuellen Buch „Statusmeldungen“

 

Das totale Matriarchat

Stefanie Sargnagels Strumpfhose „riecht nach Brie“ und ihr Traumjob ist „Märtyrerin“. Onanie ist für sie Mord. Nächste Woche Montag will die Ausnahmeliteratin Hamburg „zerficken“. Die sensationellen Meldungen über die Newcomer-Autorin aus Österreich eskalierten bereits am Anfang des Jahres, als sie in Marokko kiffend über „Katzenbabys treten“ schrieb. Vor allem „Krone“- Leser (die Entsprechung zur deutschen BILD) empörten sich über die „von Steuergeldern finanzierte“ Reisebeschreibung, ohne die Satire zu erkennen. Stattdessen ergoss das „rechtskonservative, von Hass getriebene“ Publikum seine hetzerischen Parolen bis hin zu Vergewaltigungsdrohungen in einem Shit-Hurricane ins Netz wie faules Sperma und offenbarte die ganze wahre Volksseele eines offenkundig frauenfeindlichen Publikums.

Sounds & Books_Stefanie_Sargnagel_Cover_Rowohlt VerlagIn ihrem aktuellsten Buch „Statusmeldungen“, aus dem Stefanie Sargnagel am Montag lesen wird, begegnet sie dem, wie sie schreibt, „phantasielosen Auswurf ehrloser Demagogen“ mit einem gepfefferten Epilog. Stefanie Sargnagel folgen Tausende Leser auf Facebook, wo sie mit ihrem richtigen Namen Sprengnagel heißt. Sie schiebt ständig lustige, pointierte, geistreiche, immer interessante und überraschende Posts nach. Damit hat sie einen Nerv getroffen und ist zum  Sprachrohr für die linke, österreichische Jugend avanciert. Possenhaft übertrieben und urkomisch zelebriert sie Schrittzähl-App, „90 als das neue 30“ oder ruft das totale Matriarchat aus. In „Statusmeldungen“, das auch wie ihre Vorgänger aus „Facebook-Posts“ besteht, witzelt Stefanie Sargnagel über „Familiengründung als Kultur des Todes“ oder mokiert sich über Frauen, die dem „75-jährigen Lugner die Eier lecken“. Vor allem brilliert sie mit den eingeschobenen Dialogen, zu denen sie ihre frühere Tätigkeit in einem Callcenter inspiriert haben: „Ja hallo i bin a Supermusiker aus Graz und i brauch die Nummer von der Helene Fischer aus der Zeitschrift.“

Die 1986 geborene Kunststudentin ist eine literarische  Ausnahme, weil sie eben nicht die typische glattgebügelte, politisch uninteressierte Bürgertochter ist, sondern sie beschreibt sich selbst als „Prolo“. Ihr Vater ist Klempner. Illustriert ist Stefanie Sargnagels Bestseller „Statusmeldungen“ mit ihren eigenen Cartoons. „Allahu akbar!“  rufende Pokémons und psychisch labile Möwen changieren zwischen Sweetness und Zynismus. Die wienernde Autorin hat intelligente und pointierte Unterhaltung im aphoristischen Stil perfektioniert. Für ihre literarischen Ambitionen hat sie sogar ihre Alkoholikerkarriere hingeworfen, um voll auf Prozac für uns in Hamburg zu lesen. „Statusmeldungen“ ist ein Bestseller mit Suchtpotential. Der Abend könnte exorbitant lustig werden!

Die Lesung von Stefanie Sargnagel findet am Montag, 23.10., um 20 Uhr im Uebel & Gefährlich statt. „Statusmeldungen“ ist im Rowohlt Verlag erschienen (Beitragsbild: Alexander Goll).

Kommentare

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    eine literarische Ausnahme, weil sie eben nicht die typische glattgebügelte, politisch uninteressierte…“

    Das kan man laut sagen.

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